Teil 1: Baracken in Neustadt bis 1945

Teil 2: Notunterkünfte in der Nachkriegszeit bis 1969

Teil 3: Neuer Wohnraum in Neustadt am Rübenberge

Aus Wikipedia: Bei einer Baracke (span./frz. „barro“= Lehm) handelt es sich grundsätzlich um ein provisorisches Gebäude zur vorübergehenden massenhaften Unterbringung von Personen, wie Soldaten, Arbeitern, Kriegsgefangenen, Flüchtlingen, Ausgebombten, Internierten oder Zwangsarbeitern. Baracken werden aus einfachen Materialien wie Wellblech, Holz oder Pappe, mit teilweise gemauerten Wänden gebaut. Sie sind meist eingeschossig und mangelhaft isoliert.

Nach fast 60 Jahren werden sich nur wenige Neustädter an die Verhältnisse nach dem Ende des zweiten Weltkrieges erinnern und sie gern verdrängen. Zur dieser Vergangenheit gehört auch das Leben in Notunterkünften, besonders in den Barackenlagern. Hiermit soll dieses Kapitel in Erinnerung gerufen werden. Baracken: Wohnungsnot in Neustadt bis 1945 war ein wichtiges Thema.

Baracken bis nach dem ersten Weltkrieg

Mit Beginn der industriellen Ausbeutung der Torfmoore westlich von Neustadt mussten naturgemäß Unterbringungsgelegenheiten für hunderte von Arbeitern geschaffen werden. Die geschah seit etwa 1857 zum grossen Teil in Form primitiver Unterkünfte direkt im Moor. Im ersten Weltkrieg, bis 1919 dienten diese Barackenlager den russischen Kriegsgefangenen, die hier zur Torfarbeit eingesetzt waren, als Bleibe. Aus diesen Anfängen erwuchs zum Beispiel die Siedlung GroßMoor, zwischen der Stadt Neustadt und dem Steinhuder Meer gelegen. Wir berichten darüber in unserem Beitrag „GroßMoor“. Der Neustädter Chronist Winkel erwähnt dieses Kapitel nur mit einem Satz: „Dazu kam der kleine , mitten im Moor gelegene Ortsteil Großmoor, der größtenteils aus ärmlichen Baracken bestand„. Der sozial verantwortungsbewusstere Unternehmer, der „Eisenbahnkönig“ Strousberg, schuf etwa 1870 feste Bauten wie den später unter Verruf geratenen „Langen Jammer“ südlich des Hüttengeländes.

Baracken am Schützenplatz

In der Bürgerhalle und in Baracken am Schützenplatz wurde im ersten Weltkrieg ausser Kriegsgefangenen auch die in Neustadt stationierte Maschinengewehrkompanie untergebracht.

Über eine andere Herstellung von Wohnraum berichtet Winkel (S 381).

„Eine bahnbrechende soziale Tat war für die 2.700 Neustädter, als 1919, also kurz nach den ersten Weltkrieg, die Stadtväter beschlossen, die Lindensiedlung zu errichten. Es wurden 16 Doppelhäuser errichtet und zwar in einer neuartigen Bauweise mit Stampfbeton. Damit wurde die dringenste Wohnungsnot abgebaut, die sich nach der Zuwanderung vieler Familien aus den an Polen verlorenen Ostprovinzen (Posen und Westpreussen) angestaut hatte.
Die Häuser dieser Siedlung zwischen Lindenstrasse und Wunstorfer Strasse sollten nach 25 Jahren wieder verschwinden, um durch bessere und aufwendigere ersetzt zu werden . Aber die Neustädter Stampfbetonhäuser hielten zum Glück länger. Als sie nämlich 25 Jahre alt waren, schrieb man 1945, und man war nach einem weiteren verlorenen Weltkrieg froh über jedes heilgebliebene Haus“.

Zum späteren Räumprogramm der Stadt gehörte es aber bis mindestens 1965, für Mieter dieser nicht tragbaren „Häuser“ in der Marschstrasse, der Lindenstrasse und Neuen Strasse angemessenen anderen Wohnraum zu schaffen. Die Eigentümer der vermieteten Gebäude, die Stadt Neustadt, der Bauverein, aber auch Privatpersonen, gaben noch 1965 die Verpflichtungserklärung ab, die Häuser – sobald Ersatzwohnungen für die Mieter geschaffen seien- , (endlich) abzureissen.(KA NRÜ 1354). Drei dieser Doppelhäuser sind jedoch später als privates Eigentum ansprechend ausgebaut worden und stehen in der Marschstrasse heute noch.

Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes

Kaum waren die Nationalsozialisten an der Macht, gab es schon fertige Pläne für die Errichtung von Lagern für den neugeschaffenen Reichsarbeitsdienst.

Baracke

Entwurf für ein Barackenlager vom Juli 1933

Für die Errichtung der dafür benötigten Unterkünfte wurden freie Flächen an der damaligen Feldstrasse – der heutigen Hans- Böckler- Strasse – ausersehen. In zwei Stufen , beginnend mit dem südlichen Teil, wurde ein umfangreiches Lager errichtet.

Lager der Reichsarbeitsdienstabteilung 4/ 182 „Adolf Woermann"

Lager der Reichsarbeitsdienstabteilung 4/ 182 „Adolf Woermann“. Südteil des Lagers, im Vordergrund die Feldstrasse, heute Hans- Böckler- Strasse, im Hintergrund die Kornstrasse mit dem „Langen Jammer“

Lageplan des nördlichen Teils von 1939

Lageplan des nördlichen Teils von 1939 – M 1:500

Die Stadt Neustadt hat „als Träger der Unterkünfte (Tr. d. U.)“ „dem Reichsarbeitsdienst (RAD) ein festes Holzbarackenlager nebst vollständiger Einrichtung erstellt“ und vertraglich übereignet. (NRÜ III 19)

Arbeitseinsätzen im Moor

Von hier aus wurden vor dem Krieg junge Männer zu Arbeitseinsätzen ins Moor geschickt. 1939 jedoch wurden die jungen Männer in den Krieg geschickt. Der RAD zog aus, die Mietverträge wurden 1939 aufgehoben. Gleichen Jahres stellte ein Neustädter Unternehmer den Antrag auf Unterbringung vorzugsweise polnischer Torfarbeiter und deren Familien im leerstehendem RAD- Lager. Das wurde nicht genehmigt, statt dessen wurden ca 100 Kriegsgefangene eingewiesen. Diese wurden der Genossenschaft „Totes Moor“ für ihre Kultivierungsarbeiten im Bürgermoor zur Verfügung gestellt. Einige Baracken wurden an verschiedene Interessenten vermietet, wie z. B. ans Forstamt, an das Fahrbereitschaftskommando sowie an eine Tiefbaufirma aus Sulingen. Diese zahlte darüber hinaus auch für ein Lager in der Bürgerhalle (heutiges Freizeitheim) monatlich 200 RM Miete. Nach dem Krieg wurden kurzfristig, bis Ende 1945, „displaced persons“, russische „DP s“, untergebracht. (NRÜ II 960)

 

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