1. Anfänge
2. Eigentümer, Pächter, Verhandlungen
3. Verwaltungssachen- Von der Gutsgemeinde Grossmoor bis zur Eingemeindung.
4. Die Bewohner in GroßMoor -Lebensumstände und Schicksale im Moor
5. Über Arbeitsbedingungen – Torfarbeiter, Tarife und Baracken
6. Kriegsgefangene im 1. Weltkrieg -Arbeit im Moor
7. Zwischen den Kriegen – Baracken weichen Gebäuden mitten im Moor
8. Die Holländer -Gastarbeiter zum Torf stechen
9. 1939 bis 1945 – Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene
10. Nach dem Krieg – Grossmoor ist bis mindestens 1966 noch bewohnt
11. Das Moor brennt -Das Großfeuer vom 15. Okt. 1959- mehr als 1 Mio DM Schaden
12. Totes Moor 1960 bis heute -Ausflügler im Moor, Eintrittsgelder und Danksagungen

In diesem Krieg wurden dem Werk fast alle „wehrfähigen“ Männer entzogen, von denen etwa 70 Mitarbeiter nicht zurückkehrten. Der Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern war daher die Folge.Mit Datum vom 29.12.1939 – gerade war der „Polenfeldzug“ vorbei – wurde zwischen dem Torfbetrieb Dr. Dyckerhoff und dem Deutschen Reich ein Vertrag über die Überlassung von 50 Kriegsgefangenen abgeschlossen.
Hierin sind Arbeitsdauer, Arbeitsleistung und -vergütung ,Verpflegung, Unterkunft u. ä. geregelt.

Auffällig ist der Punkt 5: „der Unternehmer soll die Kriegsgefangenen mit Menschlichkeit behandeln und sie gegen Gewalttätigkeiten, Beleidigungen und öffentliche Neugierde schützen (Reg Arch. TW 42) Inwieweit dieses wirklich erfolgte, ist offen, waren doch der Öffentlichkeit die draussen im Moor wohnenden und arbeitenden Leute nur schwer zugänglich.

Die Gefangenen werden morgens 7 Uhr von Dempewolf und Kallmeyer in Empfang genommen, denen die Wachmannschaft sie übergibt…6,30 Uhr abends, wenn sie wieder in die Baracken kommen, geben sie D. und K. an die Wachmannschaft zurück.“

Die Kriegsgefangenen sollen 0,07 RM die Stunde erhalten, welches in Lagergeld ausbezahlt wird, und von dem sie anhand von Listen kleinere Ausgaben für Seife, Schuhputzzeug, Tabak bestellen können. Die Kantine, der dieser Einkauf obliegt, wird von Herrn Noske betrieben.

Mit Vertrag vom Ende 1939 mit dem Kriegsgefangenenlager „Stalag Fallingbostel“ wurden dem Torfbetrieb Dyckerhoff 50 Kriegsgefangene überlassen. In dem Vertrag werden Details zB über den Umgang mit den zumeist polnischen Kriegsgefangenen geregelt.

Eine sofort erfolgte Beschwerde von Dyckerhoff führt uns die desolate Situation der Kriegsgefangenen vor Augen : Von 49 Mann haben 20 kein Hemd, 29 nur Fragmente davon. Es gab keine Socken, keine Fusslappen, keine geeigneten Schuhe. Noch 1940 bestanden Probleme, die Gefangenen mit halbwegs vernünftiger Bekleidung zu versorgen. Unvorstellbar, dass wegen der Beschaffung von 40 Handtüchern reger Schriftverkehr geführt werden musste. Dennoch scheinen 14 KG so gut gearbeitet zu haben, dass sie als „Belohnung für gute Arbeit“ je 1 Schachtel Zigaretten erhalten haben.
Die Polen wurden dort untergebracht, wo schon vorher die 100 holländischen „Gefolgsschaftsmitglieder“ gewohnt haben, also mitten im Moor, in „Gross Moor“. Den Sicherheitsbestimmungen wurde durch Vergitterung der Fenster und durch Stacheldraht Rechnung getragen.

Notiz zum Umgang mit Kriegsgefangenen

Notiz zum Umgang mit Kriegsgefangenen

Weitere Absprachen über den Umgang mit den Kriegsgefangenen zeigt folgende Notiz vom 22.12.1939 zwischen dem Militär, Herrn von Katte, und der Fa Dyckerhoff , vertreten durch Herrn Uecker.
Das Verhältnis zu den Militärs scheint bald gespannt gewesen zu sein, wie folgende Notiz zeigt, (Reg Arch TW 38) Die militärische Aufsicht oblag offensichtlich einem Leutnant Soens, der im Hotel Brüner (später Hotel Zum Stern) logierte Reg Arch. TW 38).

Kriegsgefangene und Wehrmacht im zweiten Weltkrieg in Neustadt am Rübenberge

Kriegsgefangene und Wehrmacht im zweiten Weltkrieg in Neustadt am Rübenberge

Freizügigkeit unterlag strengen Grundsätzen. Die Berührung der Polen , die ja nicht den Status von Kriegsgefangenen hatten, mit anderen Arbeitern anderer Nationen oder gar Vorgesetzten unterlag strengen Regeln. Die Polen wohnten in den auf dem Moor befindlichen Baracken, galten als arbeitssam und ruhig. Wenn Firma Dyckerhoff Arbeitskräfte aus dem Moorbetrieb im Hauptwerk brauchte , wurde eine offizielle Genehmigung für den Weg der Leute dorthin auf einem Fahrrad erforderlich und vom Bürgermeister erteilt.. 4 Männer erhielten im Oktober 1941 die Erlaubnis, mit dem Fahrrad von GrossMoor nach Poggenhagen zum Torfoleum-Werk zu radeln. Selbstverständlich wurden die Räder über Nacht und am Wochenende weggeschlossen. (Reg Arch. TW 42)

1939 wurden dem Ernährungsamt in Neustadt 78 vermutlich polnische Torfstecher alle mit Wohnsitz „Großes Moor“, 1940 aber auch 20 deutsche , davon 11 aus „Grosses Moor“ als „Schwerarbeiter“ gemeldet. Das hat vermutlich in Zeiten, in denen jegliche Ware nur auf „Karten“ zu haben war, zu Sonderzulagen in der Ernährung geführt.

Am 28.8.1942 sind 128 Polen und Ostarbeiter über 18 Jahren beschäftigt, Inwieweit zwischen „Freiwilligen“ oder Zwangsarbeitern bzw Kriegsge fangenen zu unterscheiden ist, ist nicht ermittelbar. Auch hier wurde häufig der Status als „Schwerarbeiter“ anerkannt. Probleme mit Ernährung und Bekleidung waren in diesen Zeiten an der Tagesordnung (Reg Arch TW 42)

Nach dem 8.1. 1942 wurden aus dem Kriegsgefangenenlager
Steyerberg wieder 54 Russen, alle als Schwerarbeiter, zugeführt.(TW 44)
Über die späteren Arbeitsbedingungen von Zwangsarbeitern bzw Kriegsgefangenen, deren Behandlung, Krankheiten und Todesfälle ist nichts aktenkundig. Auch von im Moor eingesetzten Arbeitern anderer Nationen z. B. Franzosen ist nichts überliefert.

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