1. Anfänge
2. Eigentümer, Pächter, Verhandlungen
3. Verwaltungssachen- Von der Gutsgemeinde Grossmoor bis zur Eingemeindung.
4. Die Bewohner in GroßMoor -Lebensumstände und Schicksale im Moor
5. Über Arbeitsbedingungen – Torfarbeiter, Tarife und Baracken
6. Kriegsgefangene im 1. Weltkrieg -Arbeit im Moor
7. Zwischen den Kriegen – Baracken weichen Gebäuden mitten im Moor
8. Die Holländer -Gastarbeiter zum Torf stechen
9. 1939 bis 1945 – Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene
10. Nach dem Krieg – Grossmoor ist bis mindestens 1966 noch bewohnt
11. Das Moor brennt -Das Großfeuer vom 15. Okt. 1959- mehr als 1 Mio DM Schaden
12. Totes Moor 1960 bis heute -Ausflügler im Moor, Eintrittsgelder und Danksagungen

GroßMoor ist nach dem Kriege durchaus nicht vergessen worden, sondern wurde neu belegt, wie schon das Adressbuch von 1948 mit den Namen von über 50 Familienvorständen zeigt. Über die Menschen gibt folgender Brief Auskunft, der in der Kirchenchronik von Barby steht:

1946
Viermal im Jahre habe ich Gottesdienst im Grossmoor gehalten, zweimal im Frühjahr und Herbst in Verbindung mit dem heiligen Abendmahl. Anfänglich fanden diese Gottesdienste im Speiseraum der Moorkolonie statt, nach Aufhebung dieses Speiseraumes in der Wohnung der Familie Alisch. Im Moore selbst befinden sich neben den ständig dort wohnenden Familien, unter denen sich auch neben neukonfirmierten Konfirmanden befinden, entlassene Soldaten, die im Moore arbeiten und von denen einige auf persönliche Einladung bei einem Besuche vor dem letzten Gottesdienstes am heiligen Abendmahl teilnahmen.. Neben den Unterkünften der entlassenen Soldaten befinden sich weiter unten im Moore noch Wohnungen von Familien, von denen zwar einige katholisch sind, es befinden sich aber auch Evangelische darunter. (Ausz. Brief Berger KA Neu)

Am 21. Juni 1948 war die Währungsreform und verbunden damit die Auszahlung eines Kopfgeldes. Bewohner von Großmoor konnten sich ihr Geld an der Zahlstelle 1 in der Gaststätte Rubrecht auf der Landwehr abholen, (Reg Arch)

Noch im Mai 1948 stellte Fa Dyckerhoff einen Bauantrag für eine neue Baracke, in der „Prämientorfarbeiter“ untergebracht werden sollten. Dem Antrag wurde kurzfristig stattgegeben. Damit konnte die Torfgewinnung für Torfmull und Torfstreu, welches in der Landwirtschaft lebensnotwendig war, Auch die Herstellung der für den Bau- und Isolierzwecke unentbehrlichen Torfoleumplatten konnte sichergestellt werden.

Spätestens 1950 rührte sich der Widerstand gegen die unwürdigen Wohnunterkünfte. Am 12. und 31. Januar 1950 titelt die Leinezeitung: „So kann es nicht weitergehen, jeder 10.Neustädter wohnt in einem Elendsquartier“. Neben den ehemaligen RAD(Reichsarbeitsdienst)- Baracken in der Feldstrasse mit 243 Personen hatte die Presse auch die Siedlung GroßMoor mit 106 dort hausenden Personen im Visier.

Eine wesentliche Verbesserung schildert die Leinezeitung am 6. April 1950:

Werkhäuser für 40 Familien

Die Bewohner von Großmoor können auf Besserung der Wohnverhältnisse hoffen. „Auf dem „Zehn- Morgen- Platz“ am Ende der Landwehr …..ist eine Siedlung der Fa Dyckerhoff im Entstehen begriffen. Mit diesen Bauten ist eine Möglichkeit geschaffen worden, um die Bewohner von Großmoor, die da draußen in untragbaren Verhältnissen wohnen, von ihrem „Barackendasein“ zu befreien . Die insgesamt 20 Häuser bieten Platz für 40 Familien […]“

Bei dem „10 Morgen- Platz“ handelt es sich um den heutigen Ernst- Strobach- Platz, benannt nach dem Betriebleiter der Fa. Dyckerhoff. Tatsächlich sind von den 51 Namen, die das Adressbuch von 1949 noch unter der Postadresse Großmoor anführt, etwa 15 Familien 1958 im Bereich Ernst Strobach- Platz , Im Bürgermoor, Hüttendamm wiederzufinden. Etwa 18 Namen tauchen nach 1949 nicht mehr auf. Sie haben eine würdigere Wohnung gefunden.

Im 1958 erschienenen, allen Haushalten zugänglichem Adressbuch geht als Eigentümer der Adresse „Großmoor“ die Firma Eduard Dyckerhoff hervor. 63 Namen sind hier verzeichnet, davon haben etwa 15 schon 1949 hier gewohnt . Das heisst, dass seit 1948 schon wieder 50 neue Leute, vielleicht 50 Familien in Großmoor ihre karge Bleibe finden mussten.

1966 wohnen hier immer noch 15 Familien oder Einzelpersonen, etwa 9 von vor dem Moorbrand von 1959 und 6 wiederum neu hinzugekommene. Im Adressbuch von 1980/81 sind 10 Namen, 1988 noch 5 Namen italienischer und arabischer Herkunft enthalten. Hier handelt es sich sicher um „Gastarbeiter“. Wann die letzten Bewohner Großmoor verlassen haben, ist unbekannt. Die Adresse „Großmoor“ gibt es nicht mehr.

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