Auf 1371 datieren die ersten Nachweise der Leineschiffahrt. Über Leine/Aller/Weser standen schließlich die Stadt Bremen und das Herzogtum Hannover in Verbindung. Doch in Neustadt versperrte eine massive Felsbarre den Weg, heute ist diese noch als Neustadts „Wasserfall“ zu erkennen. Schiffe wurden vor der Barre entladen und die langen und schweren Bordlinge, Eeken (eichene Kähne, typisch für die Aller-Schiffahrt), und später auch die „neue“ oder kurze Bordlinge wurden mit Gewalt über die Felsbarre gewunden. Im Jahre 1509 wurden so 203 Tonnen hannoversche Last über die Leine verschifft.

Schlaue Geschäftsleuten, denen der Weg auf der Leine zu gefährlich war, gründeten daher dort, wo die Leine in die Aller mündet, den Ort Moosburg und lieferten Ihre Ware per Ochsenkarren an. Hier erst verluden sie ihre Ware auf die langen, eichenen Schütten. So umgingen sie Neustadts gefährliche Felsbarre und natürlich sparten sie diverse Zollabgaben. Doch das regte natürlich politischen Widerstand; Zwist über Nutzungs- und Zollrechte entbrannten zwischen den Herzogstümern Herzog Heinrichs von Braunschweig-Lüneburg und Erich von Calenberg.

Zur Verbesserung der Schiffbarkeit entschloss man sich daher, die Felsbarre in Neustadt zu beseitigen. In mehreren Anläufen, zuletzt noch einmal in einem 23 Tagen dauernden Arbeitseinsatz im Jahre 1743, wurde daher der Fels abgetragen. Wann die erste große Sprengung erfolgte, ist ungewiss, aber ein Sprengloch in der Felsbarre zu Neustadt, existiert.

Trotz Sprengloch und abgeflachter Felsbarre war die Leineschifffahrt mühsam. So wurde 1749 die Neustädter Schleuse eingeweiht, um den Warentransport zu vereinfachen. Die Schleuse verbindet den älteren Mühlenkanal mit der Leine. Mit dem Bau der Schleuse galt es nun, das Sprengloch in der Barre wieder zu verschließen und das mühsam abgetragene, natürliche Hindernis wieder aufzuschütten, um den Wasserstand im Schleusenkanal zu erhöhen und die Versandung zu unterbinden.

Noch heute kann man die Felsbarre in der Leine erkennen und nach wie vor wir sie regelmäßig künstlich aufgeschüttet, um den Wasserpegel in der „Kleinen Leine“ zu halten. (Quelle: Wilhelm Winkel, Geschichte der Stadt Neustadt am Rübenberge)

Detaillierte Informationen zur Bedeutung des Wasserfalls für Schifffahrt und Mühlenbetrieb, über erbittere Rivalität zwischen Landwirten und Mühlenbetreiber und vieles mehr kann hier nachgelesen werden:

Das Leinewehr, die Untiefen, die Leineschifffahrt und die Mühle in Neustadt

[CD, Juli 2006]


 

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