Zur Schifffahrt auf der Leine

Man kann heute kaum glauben, daß die Leine als Transportweg einmal einen nennenswerten Wirtschaftsfaktor dargestellt hat. Es hat sich aber hauptsächlich um Güter gehandelt , die zwischen den Städten Bremen und Hannover transportiert wurden. Neustadt wird kaum davon berührt worden sein, wenn man von der Schleuse absieht, die zu einem Zwischenaufenthalt zwang. Ein „historischer“ Wirtschaftshafen konnte hier in keiner Weise je nachgewiesen werden.

Der damalige Rat der Stadt Hannover hat in einem „Register“ die Größe des Schiffsverkehrs zwischen 1507 und 1515 in sogenannten „Lasten“ beziffert (1 Last = 96 Himten; 1507: ca 215 Last, 1515 = 22,5 Last), der aber dann ab etwa 1513 wegen des bevorzugten sichereren Landweges zur Aller um über 80 % seines bisher Erreichten zurückgegangen war. Die Schiffe hatten demnach von Hannover nach Bremen hauptsächlich Roggen, Weizen, Gerste, Bier , stromaufwärts dagegen Butter Käse, Leder, Häute, Tuche aus Leyden, Pech, Stockfische. Heringe geladen.

Erst 1648, nach dem 30jährigen Krieg , nahm das Fürstentum Braunschweig Wolfenbüttel den darniederliegenden Schiffsbetrieb wieder auf. 1686 erst erhielt die Leine die erste steinerne Brücke in Neustadt. Diese ist in ihrer Grundform noch heute erhalten ebenso wie die andere Brücke von 1736 über die „Kleine Leine“.

Noch 1749 sollen Schiffe vor dem Leinewehr („Wasserfall“) entladen worden sein, die Ladung also um das Hindernis getragen worden sein. Mit dem Bau der Schleuse 1748 konnte ein Schleusenmeister nennenswerte Transporte melden und Gebühren erheben., sie musste aber bereits 1806 durch eine grössere Anlage ersetzt werden. Die Grösse der Schleuse je nach Quelle 40 oder 45 m lang, 5,20 m breit , entspricht den Bedürfnissen für die Durchfahrt der unten beschriebenen „Böcke“ oder „Bullen“ .

In dem Sachbuch von 1929 „Wirtschaftliche und Kulturelle Zustände in Alt=Hannover“ von Voigt und Erdmann werden die Verdienste der Hannoverschen Regierungen bis 1866 mit den Leistungen des Nachbarn Preussen verglichen. Darin heißt es

Dass die Schiffe auf der Weser und selbst auf der Leine damals recht gute Ladefähigkeit besassen, das weiß noch heute mancher Hannoveraner, der die Bremer Böcke im Limmer Kanal gesehen hat. Die Mast- oder Hauptschiffe konnten auf der Leine mit dem Nebenschiff über 3700 Zentner laden.Von den kleineren Schiffen waren die Böcke bis über 36 Meter lang und bis 4,70 Meter bereit, die Bullen etwa kleiner. Ein Bock und ein Bulle bildeten einen Schiffzug, der fast 2700 Zentner, im Durchschnittdie Hälfte laden konnte Bei voller Ladung war der Tiefgang etwas über 1 Meter…..Die Leineschifffahrt war wieder möglich, nachdem Georg II… seit 1738 durch Flußregulierung und Schleusenanlagen die seit Anfang des 16. Jahrhunderts verloren gegangene Leineschiffahrt wieder hergestellt hatte . 1743 wurde die Schleuse bei der Wasserkunst vor Limmer in Holz gebaut, die 1789 durch den noch bestehenden Steinbau ersetzt wurde Seit 1740 aber war der Verkehr auf dem Flusse wieder im Gange. Der Anlageplatz für Hannoveraner war am Lindener Ufer, wo die Namen der alten Herbergen „Zum Bremer Schiff“ und „Zum goldenen Anker “ noch an die Leineschiffahrt erinnern, die keine moderne Erneuerung erfahren hat….

Den absoluten Höhepunkt erreichte die Leineschiffahrt zwischen 1820 und 1835, als Johann Egestorff , (der Begründer der „Hanomag“) den Kalk vom Linderner Berg nach Bremen tranportieren liess.

Am 12. Dezember 1847 erreichte die erste Eisenbahn den Bahnhof in Neustadt. Danach konnte trotz vielfältiger Bemühungen die Güterschifffahrt auf der Leine nicht wieder belebt werden. [HD, August 2007]


 

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