Der Dammkrug: Seine Geschichte von 1764 bis heute
Nach dem 7-jährigen Krieg wurde Straßenbau zu einer der wichtigsten staatspolitischen Aufgaben. Daher stellte Georg III.,König von England und Kurfürst von Hannover, 1764 ausschließlich für den Bau von Chausseen 12.000 Taler zur Verfügung. Davon profitierte ab 1769 auch die „Poststraße“ von Hannover nach Neustadt und darüber hinaus nach Nienburg und Bremen. Sie wurde planmäßig verbessert und ausgebaut. Eine Wegegeldverordnung von 1768 sah daher vor, dass jeder Benutzer der Heerstraße zu den Kosten herangezogen wurde. Bei jedem Wegehaus war daher taxmäßig Wegegeld zu entrichten.
Der damals noch so genannte „Frielinger Damm“ wurde also immer bedeutender, die Anzahl der Benutzer stieg. Immerhin fuhr seit Mai 1751 ein ordentlicher Postwagen regelmäßig jeden Dienstag den Weg von Hannover über Neustadt nach Nienburg. Das mag die Stadt Neustadt bewogen haben, sich für ein Grundstück an dieser Straße zu interessieren, obwohl es außerhalb ihres Verwaltungs- und Geltungsbereichs lag. Das übergeordnete Amt war bereit, es im Zusammenhang mit dem Rezess von 1753 abzutreten. Es lag zudem günstig fast mittig zwischen dem ca. 3 ½ km entfernten Frielingen und dem ca. 3 km entfernten Neustadt, jeweils etwa 1 Stunde Fußmarsch.
Die Stadt ist nach dem Rezess von 1753, in dem verschiedene andere wichtige Rechte mit dem Amt geklärt wurden, „auch zufrieden, dass bei dem neuen Tannenkampe am Frielinger Damm auf des Amts und Stadts gemeinsamen Boden ein Wohnhaus (Dammkrug) erbaut und dem Bewohner desselben die Aufsicht über die Holzung und Wegebesserung beständig übertragen werde. Dagegen solle ihm ohne Einwilligung des Stadtmagistrats und der Bürgerschaft keine Wirtschaft oder Schenke gestattet sein. Vielmehr solle die Stadt das Recht haben, dort eine Schenke anzulegen und sie dem Bewohner des Hauses gegen mäßigen Krugzins in Pacht zu geben, wogegen er wiederum angehalten sein soll, das zu verstellende Getränke an Wein, Bier und Branntwein jedes Mal aus der Neustadt zu nehmen„.
Der erste Bewohner des dort errichteten Hauses war der Neustädter Scheunenvogt Nebel, der jetzt also auch für die Wegebesserung zuständig wurde. Es wird sich um den 1703 geborenen Friedrich Nebel gehandelt haben, dessen Vater war der Amtsdiener Burchardt Nebel. Der Name Nebel war in der Stadt aus verschiedenen Anlässen bekannt und in Erscheinung getreten.
Die Stelle blieb als Gastwirtschaft bis Mitte des 20. Jahrhunderts im weitesten Familienkreis erhalten, nach Nebel kam sein Sohn, auch die Witwe Nebel, dann Schwiegertochter Nebel mit den Ehemännern Tegtmeyer, Kallmeyer, zuletzt ein Sohn Tegtmeyer.
Der erste Ärger mit dem Anwesen stellte sich ein, als die Neustädter Weideberechtigten 1775 auf ihre Rechte pochten, weil sie sich beim Tausch eines Kamps zwischen Kammer und Stadt übergangen fühlten. Sie hatten den Kamp an den „Brinksitzer Nebel am Frielinger Damm“ verpachtet, der Prozess dauerte noch viele Jahre.
Gemäß der Häuserliste zwischen 1753 -78 wird bestimmt: „Hs. Nr. 197: Am Dammkrug zwischen Neustadt und Frielingen, Anbauerhaus, Eigt,: Die Kämmerei“.
In der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1781 ist der Dammkrug enthalten. Damit ist auch die Ortsbezeichnung festgeschrieben. Die Karte zeigt auch, dass im Gegensatz zur heutigen umfangreichen Wald- Ausdehnung nur der Bereich östlich des Anwesens, (der neue Tannenkamp), relativ jung aufgeforstet war,
1810 heiratet Wilelmine Rosine Marie Nebel, „Tochter des weiland Johann Heinrich Nebel, gewesenen Krügers auf dem Frielinger Damm vor Neustadt, wo er den ein und dreyßigsten März eintausend achthundert und sechs, alt ein und vierzig Jahre verstorben“. (Barby)
Die Gastwirtschaft hat sich im Laufe der letzten 50 Jahre entwickelt, der Verstorbene wird als „Krüger“ bezeichnet. Und die Neustädter konnten ihr schlechtes Bier hierher verkaufen. Die Aufgabe des Pächters als „Straßenaufseher“, für die das Haus wohl auch ursprünglich vorgesehen war, scheint sich inzwischen erledigt zu haben. 1877 wird in einer Liste der Schankwirtschaften immer noch der Gastwirt Nebel aufgeführt.
Am 15.8.1844 wird die Pacht für das Anwesen versteigert. Nach Ablauf der Pachtfrist von 6 Jahren wird die Anbauerstelle, der Dammkrug, am 14.12.1850 erneut zur Pacht angeboten. Friedrich Tegtmeyer erhält den Zuschlag und zwar auf 3 Jahre von Ostern 1851 bis 1854. (Im Protokoll vom 17.1.1850 heißt es „ Dem Häusling Fr.Tegtmeyer ist der Zuschlag erteilt 14. 12.50“.)
Wirtschaftliche Schwierigkeiten oder Nachlässigkeiten führten am 28. April 1852 zu einem unangenehmen Protokoll beim Amt der Stadt Neustadt. Der Arbeitsmann Friedrich Tegtmeyer vom Dammkruge vor Neustadt musste sich verpflichten, bis zum 1.Oktober rückständige Pachtgelder vollständig abzutragen- Andernfalls wurde die Aufhebung des Pachtvertrages, die Räumung der Wohnung und gerichtliche Beschlagnahme seiner gesamten Feldfrüchte angedroht.
1853 stellt der Zimmermeister Rischbieth einen Reparatur- Kosten- Anschlag. Für das Haus werden 153 Taler, das Stallbäude 14 Taler und das Backhaus 5 Taler gewertet.
Am 2. September erscheint der Hausknecht Heinrich Nebel, 29 Jahre alt, der anstelle seines Vaters Friedrich Tegtmeyer in den Vertrag einsteigen will. Mit Heinrich Nebel wird also ein neuer Pachtertrag abgeschlossen.
Mit Schreiben vom 13.8.1888 erhält der Gastwirt Nebel die Auflage: „Am 19.d.M. haben Sie für die Einquartierung von 1 Soldaten im inneren Stadtgebiet Sorge zu tragen, widrigenfalls solches auf Ihre Kosten durch den unterzeichneten Magistrat erfolgt“. Obwohl fernab der Stadt gelegen, hat man ihn in der Verwaltung nicht vergessen und bindet ihn in die staatsbürgerlichen Pflichten mit ein!
1888 zeichnet August Tegtmeyer Auf dem Dammkruge Nro 1 verantwortlich für den Bau einer neuen Scheune. Diese bot bei einer Größe von 14,9m X 10,7m Platz für eine ganze Reihe von Pferden. (Nebenbei: Das erste Auto fuhr 1895 durch Neustadt, ein Düwelswagen)
Um 1888/ 98 ist „Tegtmeyer, Louise geb Oberheu Witwe des Pächters August T.in Dammkrug Nachf. der Wittwe Nebel Gastwirtschaft“
verzeichnet.Im Fragebogen zur Pachterneuerung heißt es:
- „ Die Antragstellerin hat das Gewerbe bereits seit 14 Jahren für Rechnung ihrer Schwiegermutter (Stief?) betrieben und sich als tüchtig erwiesen“
Es wird auch festgestellt, dass 12- 14 Pferde untergestellt werden können. Aufmerksamkeit wird auch den Hygienebedingungen geschenkt:
- „Der Brunnen befindet sich unmittelbar am Haus (nach dem Garten zu), Stall und Dunggrube befinden sich auf der anderen Seite“
Am 10.2.1898 erhält die Ehefrau Louise Tegtmeyer geb. Oberhoy die Pacht auf 6 Jahre vom 1. Jan 1898 an gerechnet zu den Bedingungen der verstorbenen Witwe Nebel. Für den Fall eines etwa eintretenden Verkaufs soll eine jährliche Kündigungsfrist zu Gunsten der Stadt vorbehalten sein.
Darauf im Februar 1898:
Louise Tegtmeyer geb. Oberheu zu Dammkrug No 1, Ehefrau des Pächters August Tegtmeyer
stellte ein gehorsamstes Gesuch an den Herrn Vorsitzenden des Kreisausschusses wegen Ertheilung der Concession zur Gast und Schankwirtschaft.
Von der Stadt Neustadt als Eigentümer hatte sie ja das Haus auf 6 Jahre, und zwar vom 1. Januar 1898 bis 1. Januar 1904 gepachtet.
Sie weist darauf hin, dass in diesem Hause bereits seit 50 Jahren eine Gast- und Schankwirtschaft betrieben wird. Aktuell läge zudem das Bedürfnis vor, dass regelmäßig eine große Anzahl Fuhrwerke hier aufgenommen werden muss zwecks Abfütterung der Pferde.
Warum die Stadt dann Ende des gleichen Jahres 1898 erwog, das Anwesen zu verkaufen, ist nicht ersichtlich.
Bekanntmachung:
Am 14. und 12.11. soll der städtische und seit unvordenklicher Zeit als Ausspann, Gasthaus und Verkehrswirtschaft vortheilhaft betriebene in günstiger Lage an der Hannoverschen Chaussee etwa 3 Kilometer von hiesiger Stadt in waldiger Gegend
belegene Dammkrug nebst zubehörigen Ländereien in Grösse von ungefähr 25 Morgen öffentlich meistbietend verkauft werden
An die Expedition des 25 8. 98
Hannoverschen Couriers V M
zur Insertation
R
Immerhin sollte hier ein Gesamtareal von 6h 23a 60qm verkauft werden, keine Kleinigkeit. 1.000 Mark sollte sofort entrichtet werden, die Restkaufsumme zu 4% Zinsen gestundet werden. Zu einem Verkauf kam es jedoch noch nicht. Die Witwe Louise Tegtmeyer, geborene Overheu hatte die Gastronomie behalten und gemeinsam mit Friedrich Kallmeyer weitergeführt. Sie hatten 1900 geheiratet. (Übrigens: Eine Tochter des Ehepaares Tegtmeyer- Overheu heiratete 1913 den Gastwirt Wilhelm Lüders, in die Gastwirtschaft Stadt Hannover. Die Gastronomie blieb also in der Familie)
1903 wandte sich Kallmeyer an den Eigentümer, „an den Wohllöblichen Magistrat der Stadt Neustadt i. Sachen einer Reparatur der Gastwirtschaft Dammkrug“.
1904 trat er an die Stadt heran mit der „Bitte des Gastwirts Friedrich Kallmeyer betr. Neubau der Schweineställe zur Gastwirtschaft Dammkrug gehörend“ worin die Bitte geäußert wird, „die baufälligen Schweineställe durch einen Neubau zu ersetzen“.
In der Namenrolle zum Bürgerbuch (NRÜ I Nr. 38) 1855- 1914 ist enthalten:
Nr. 669 An der Frielinger Chaussee Nr1, Friedrich Kallmeyer, Gastwirt, Erwerb 6. Juli 1901. Durch die Heirat war er Grundstückseigentümer geworden und hatte sich somit die Rechte als Bürger der Stadt erworben.
Erst 1906 war die Sache wohl entschieden: Am 12.April 1906 wird „Kallmeyer, Friedrich, Gastwirt im Dammkrug“ als Eigentümer in das Grundbuchblatt (Band X, Bl. N 393) eingetragen.
An Königliches Katasteramt
Am 6.April 1905….
Das in der Gemarkung Mecklenhorst gelegene städtische Grundstück „Der Dammkrug“ soll an den Gastwirt Friedrich Kallmeyer verkauft werden. Zu diesem Zwecke ist eine Vermessung erforderlich, um dessen baldige Ausführung wir ersuchen.
Es wird wahrscheinlich die Parzelle 38/8 ,9 des Rbl. 2 von Mecklenhorst in Frage kommen. Die Kosten der Vermessung trägt der Käufer
An den Magistrat der Stadt Neustadt
Der Bezirksausschuß zu Hannover erteilt mit Schreiben vom 19.März 1906 (…) des der Stadtgemeinde gehörenden sog. Dammkruges zum Preise von 15.000 M, wovon 150 M auf die vom Käufer zu entrichtende Steuer entfallen, an den Gastwirt Friedrich Kallmeyer und dessen Ehefrau Louise geborene Overheu (…)Die beantragte Genehmigung wird hiermit erteilt.
Ein Antrag auf ein neues Wohnhaus mit Gastwirtschaft lässt darauf schließen, dass er tatsächlich gänzlich neu gebaut hat. Kallmeyer lebte von 1863 bis 1924 und war seit 1900 verheiratet mit Louise Oberheu (auch Overheu), verwitwete Tegtmeyer (1861-1938) Sein Vater war der Bäckermeister Kallmeyer in Neustadt. Ob eine Mitgift durch die Eltern den Bau ermöglicht hat?
Friedrich Kallmeyer, der in Neustadt eine weitläufige Verwandtschaft besaß, hat auch am gesellschaftlichen Leben der Stadt teilgenommen. In einer Kirchenwahlliste von 1921/ 22 ist auch „Kallmeyer, Friedrich Gastwirt, Frielinger Chaussee“, vertreten
1933 wurde festgestellt, dass der Gastwirt Karl Tegtmeyer die erforderlichen Konzessionen nicht besitzt und wird aufgefordert, entsprechende Anträge zu stellen. Zum Antrag gehört auch eine Baubeschreibung: In ihr werden unter anderem Gast- und Clubzimmer beschrieben. Interessant ist der Hinweis, dass „Abends die Beleuchtung durch eine Petroleumlampe bewerkstelligt“ wird“ Grundstückseigentümerin ist jetzt die Witwe Kallmeyer, Antragsteller für die Konzession, Karl Tegtmeyer, ist möglicherweise ein Sohn der Louise Oberheu, verwitwete Tegtmeyer, verwitwete Kallmeyer. Das Aussehen des Hauses hat sich seit seinem Bau fast nicht verändert. Selbst Stall und Scheune bestehen wie seit 1905. Lediglich außenliegende Aborte sind hinzugekommen.
In diesem Plan ist 1933 am Straßenrand bereits eine Benzinpumpe angedeutet. Auf dem Grundstück, direkt vor der Gastwirtschaft und gegenüber der Abzweigung nach Bordenau, wurde später von der Firma Rhenania Ossag für H. Karl Tegtmeyer eine Tankstelle errichtet. Die Gebrauchsabnahme erfolgte 1939.
Der Standort war wohl nicht ganz unbedenklich: Am 8. September 1949 meldet die Leinezeitung: „Die Tankstelle vor der Gastwirtschaft Karl Tegtmeyer wurde von einem LKW umgefahren, der durch das plötzliche Halten fahrender Kraftfahrzeuge zu weit nach links ausweichen musste“, Die Tankstelle gibt es schon lange nicht mehr.
Gemäß Adressbuch von 1949 ist noch der Land-und Gastwirt Karl Tegtmeyer an der Hannoverschen Straße 15 wohnhaft. Desgleichen 1958 und 1966, der Eigentümer ist jedoch inzwischen der Landwirtschaftsinspektor Bruno Kempf.
Danach hat Bruno Kempf zwar mehrere Umbauten und Verbesserungen vorgenommen. Jedoch wurden um 1975 Nägel mit Köpfen gemacht, die alte Bausubstanz abgebrochen und es entstand ein moderner Bau.
Die Adresse hat sich im Laufe der Zeit häufig geändert. Es fing an mit Frielinger Damm, Frielinger Chaussee, Hannoversche Chaussee, Hannoversche Straße 15 dann 50. Heute ist die richtige Adresse Am Dammkrug 1.
Der Dammkrug war von jeher Zwischenstation der Neustädter Ackerbürger, die unter anderem in ihren Fuhrwerken auch Torf nach Hannover brachten und dort verkauften. Auf dem Rückweg kehrten sie gerne hier ein, hatten auch einiges Geld in der Tasche. Da konnte es schon passieren, dass den Pferden die Wartezeit zu lang wurde und sie sich allein auf den Weg nach Neustadt machten. Das Haus war auch als ein gern besuchter Aufenthalt der Neustädter Jägerschaft bekannt.
Inzwischen heißt das Haus „Zum Damhirsch“ Mit dem 4- spurigen Ausbau der B 6 wurde parallel zur Straße ein großer Rastplatz angelegt. So können Durchreisende hier bis heute immer noch eine Pause einlegen.
In der Leinezeitung wird am 29. November 2016 vermeldet:
„Damhirsch in neuen Händen“. Horst Kempf, der Enkel von Bruno Kempf, der seit ca. 1948 Eigentümer war, hat den Betrieb an einen Neustädter Unternehmer verkauft. Dieser will das Haus als Kapitalanlage verpachten. Die Kultur der kleinen Hotels und Gaststätten hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Fehlende Nachkommen und veränderte Familienstrukturen führten dazu, dass alte traditionell geführte Häuser wie Klockemanns Stern, Müllers Calenberger Stuben, Scheves Hotel und einige andere geschlossen wurden. Immerhin bleibt wohl mit dem „Damhirsch“ eine bekannte Neustädter Adresse erhalten.
Im Oktober 2022 mietet die Stadt Neunstadt am Rübenberge das Gebäude für ein Jahr und stellt es ,mit Unterstützung der Betreiberfamilie, nun Flüchtlingen aus der Ukraine und der Krim zur Verfügung.
(HD Januar 2017: Update 2022)
Quellen:
- Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure, 1989
- Es begann mit 12.000 Talern Winkel, Wilhelm, Geschichte der Stadt Neustadt a. Rbge , 1966
- Barby, Kirchengeschichte
- Stadtarchiv Neustadt im Regionalarchiv der Region: u.a. NRÜ I 29, 241,254, 1287, NRÜ II 1440,1441
- Stadtverwaltung Neustadt
„Dammhirsch in neuen Händen“ (Leinezeitung 29.11.2016)
admin on 23 Jun 2022 at 16:11 #
Uns hat ein hochinteressanter Beitrag von Herrn Christian Otto Schacht erreicht. Während seiner Familienforschung hat ein einige sehr interessante Aspekte zum „Dammkrug“ am Frielinger Damm recherchiert und die Freundlichkeit besessen, diese mit uns zu teilen. Mit ausdrücklichem Dank an Herrn Schacht möchte ich sie hier veröffentlichen. Eine Integration in unseren obigen Beitrag erfolgt zusätzlich, bei nächster Gelegenheit.
Johan Hinrich Nevel (auch Nebel /Nefel), Sohn des Otternhagener Hagmeisters Jürgen Nevel, wurde am 5.2.1693 getauft, war bis 1753 Scheunevogt auf Mecklenhorst und bezog dann den „Anbau beim Frielinger Damm“ (https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v3220930&icomefrom=search), also schon vor dem Beginn des Chausseebaues 1764 (https://www.landesgeschichte.uni-goettingen.de/chausseen/index.html).
Nach seinem Tod wird sein Sohn, ebenfalls Johann Hinrich, bei dessen erster Eheschließung am 23.11.1781 „Krüger auf dem Frielinger Damm“ genannt. Denn kurz vorher war in der Nacht vom 6. auf den. 7. Sept 1781 seinen Eltern buchstäblich die Decke auf den Kopf gefallen: „… sind die Eheleute Johann Hinrich Nefel, und Anna Sophia Reinefelds auf dem Damm zwischen Frielingen und Neustadt wonhaft gewesen, in ihrem Hauße unglücklicher Weise ums Leben gekommen; indem ein Balke über der Schlafkammer aus dem Stender gewichen und mit ein paar fuder Torfen auf die Schlafenden gefallen, und selbige darunter erstickt sind. Beide sind am 9ten eiusd. beerdigt worden. Der Mann hat sein Alter gebracht auf 68 Jahre und 4½ Monathe; die Frau auf: 51 Jahre 6½ Monathe.“ (KB Bordenau; sein Alter stimmt nicht: er war über 88, es war seine dritte Frau; bei ihrem Alter hat sich der Pastor nur um 9 Monate vertan).
Der im Bericht oben genannte Neustädter Amtsdiener, später Amtspförtner, Burchardt Nebel war Bruder des Jürgen Nevel, also Onkel des Johann Hinrich Nevel/Nebel/Nefel sen.. Burchards Sohn Johann Friedrich übernahm 1723 den Posten seines Vaters.
Wilhelmina Rosina Maria (geb. 31.3.1787) ist das zweite Kind aus zweiter Ehe des Johann Hinrich Nebel jun., welcher am 31.3.1806 starb.
Zur Ortslage des Frielinger Damms gibt es bei Arcinsys noch eine schöne Karte von 1764, online einsehbar: https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/digitalisatViewer.action?detailid=v4529171 („Dam Krug“ zwischen Neustadt und Frielingen).
Quellen:
18 Dep_ NRÜ I Nr_ 254
Akten
betreffend
den Ankauf der Herrsch. Nebel, zuletzt
Tegtmeyer’schen Anbauerstelle zum
Frielinger Damm für die Kämmerei
Auch Austausch des s. g. Nebelschen
Kl. Kampes gegen Länderei des Bürgers
und Färbers Röver
1752 bis 1848
[198 Seiten]
Blätter 2 bis 5:
„Actum in curia Nevstaduisis
d. 28ten 9br 1752.
…der hisige Herrn
Beamte an bringet die hisigen
Bürger hinvernehmen ab selbige
damit zufried daß bey
dem neu angelegten Tannen
kampe eine Haus-Stelle
nebst ein …ßig Garten und
…2 Morgen Saatland ausge-
wiesen werden, Auch der Einwohner
solches Hauses die aufsicht …des Tannenkamps
…. möge dabey selbiger
auch verstattet werden 2 Kuhe
mit weyde zu haben. So
Sind mit heute zu diesem
Ende hirbey der ..
….. als Christoper
Dangers Sen. * *absens
Hartz, Ludwig Detmers
Ludwig Timme, Johann
A…..
Ludolph Bi…. ,
Erich B…, der Organiste
…. und Hanß ….Victor
……auch…
Am anwort geben, daß
..
Specie
gestelt
und also nicht….
stande ….da auch
…..; dann müſte man
nicht …. ob die Tannen
……..
……..selbiger
Tannen wachsen solten
So …..alhir
Stadt ein ufseher g….
auch weshalb aber noch
viel Jahre
…. ehe solches völlig
seyn würde
Continuatum in curia Nevstaduisis
d 29ten 9br 1752
Johann Jochim
Didrich G
Christopher P
…
Hr. D
D.
Joachim Sto…
Joh. Hr. ..
Bartold ..
Johann Henrich ..
..
Cord …
Hanß H. Bolmeyer
…..
Conrad B
Christopher D Sen.
…. Würstenberg
Welche aber auch ..
….
….. , daß
ist obiges …
daß …. wenn
…. in Münder und anderen
Stadt……. das ….
……. selbst
…dazu noch der ..
alle jahre 12 Bürger gesetzt
auch damit ….denn
wie Jeder
an der — das Feld
und die Stadt ..
….
Es soll also obrigkeits wegen
darüber eine Ordnung gemacht
und gehalten werden…
Conti in curia Nevstaduisis
d 1ten Xbr 1752
Wilhelm B..
Friedrich G..
Christo[pher?] Fischer
….
der …
Hendrich D..
….
Jobst P…
Curd B…
Conrad B..
Johann H. A….
Christopher …
Friedrich P…
Andreas ..
….
Ludwig..
Ludwig …
NLA HA Hann. 88 A Nr. 5333:Acta betr. den Anbau des Joh Hnr. Nefel beim Frielinger Damm, und die von demselben überrnommene Aufsicht über diesen Damm. 1753
„… Johann Hinrich Nefel Willens seÿ, in der Heÿde ohnweit des Freilinger Dammes ein neues Haus zu bauen …
… und so wol diesen Dam nebst denen darin befindlichen Brücken, als den daran belegenen Tannen zuphlag ohne einigen Gehalt unter guter Aufsicht zu halten.die fernern Verbeßerung und Zupflantzung mit zu besorgen, auch alle Beschädigung nach Vermögen abzuwenden, wenn er dagegen von Ableistung und Entrichtung der sonst gwöhnlichen Dienste und Gefälle befreÿet bleibe.
Diese Onera betragen beÿ anderen dergleichen Anbauern und Brincksitzern jährlich
Dienstgeld 1 rthlr.
Dreÿ Pflicht-Tage oder 6 mg.
Ein Rauchhuhn oder 2 mg.
und den Rott-Zehnten von 3 Ht.
Sathland oder 9 mg.
…
Der Freilinger Dam in diesem Amte, welcher einen Theil der Heerstraße zwischen Bremen und Hannover ausmacht und über eine halbe Meile [Neustadt-Frielingen 6,5 km, Meilenstein 2¼ Meilen von Hannover am Dammkrug, 1 Meile= 9.734 km] in der Länge hält, und zwar wie denen Unterthanen des Amts gebeßert und unterhalten werden; die darinne befindliche Brücken aber werden auf Königliche Kammer Kosten angelegt und erhalten. … dieser Dam, welcher guten Theils aus einem leimigen Boden bestehet und täglich mit vielen Wagen und Karren befahren wird … Aufseher bestellet und demselben aufgetragen wird, den Dam wöchentlich zweÿmahl zu begehen, die geringen Schadthaftigkeiten mit Beÿhülffe der nöthigen Dienste jedemahl sofort auszubessern, die Größeren dem Amte zu melden. die Waßer-Züge aufzureumen und überhaupt auf diesem Dam und die darin belegenen Brücken, auch auf die dabeÿ geschehene Zupflantzung und deren Fortsetzung beständig gute Aufsicht zu führen.
… ein Raum von 2 Morgen dem Amte reserviret ist, auch einer Nahmens Johann Hinrich Nefel, welcher viele Jahre als Scheunen Voigt auf dem hiesigen Vorwerck in Dienst gestanden, sich erklähret hat, solchen Platz auf eigene Kosten mit einem Wohnhause zu bebauen, so wird, da dieser Nefel zu der Wege Aufsicht tüchtig und geschickt ist, nichts weiter übrig sein, als den nöthigen Gehalt für denselben ausfindig zu machen.
.. ein Jähriges Gehalt von 12 Rthlr gezinst werden möge …
.. die Aufsicht über den daselbst neu angelegten Tannenkamp anvertrauet würde;
… dem ermeldeten WegeAufseher einen jährigen Besoldungs Beÿtrag von 2 Malter Rocken und 1 Malter Gersten vom 1ten May künftigen Jahres anzurechen und in Gnaden zu bewilligen“
eine weitere Karte zur Ortslage von 1770 unter:
https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/digitalisatViewer.action?detailid=v4522557&selectId=12723105
Es wurde also bereits Ende 1752 beschlossen, die Anbauerstelle am Frielinger Damm einzurichten, zunächst offenbar nur zur Kontrolle über den neu angelegten Forst (für Bauholz der Stadt?), später auch als Straßenaufsicht, dann zudem als Krug.