Geschichte der Kreissparkasse in Neustadt am Rübenberge von 1891 bis heute
Im damaligen Landkreis Neustadt bestanden bereits 1855 für die (im Jahre 1890) 2165 Einwohner zählende Kleinstadt Neustadt und für Wunstorf je eine Gemeindesparkasse. Der Amtshauptmann von Schwarzkopf unternahm 1885 die ersten Schritte zur Gründung einer grösseren, den ganzen Landkreis Neustadt erschliessenden Kreissparkasse.
Diesen Vorschlag des Amtshauptmanns und späteren Landrats lehnten 1885 Kreisausschuss und Kreistag vehement ab. Die Städte Neustadt und Wunstorf, auch die „Hannoversche Zeitung“ leisteten ebenfalls erheblichen Widerstand. Erst der Landrat von Woyna nahm den Plan etwas später wieder auf und setzte ihn durch. Die Vorteile für alle Beteiligten lagen auf der Hand, bessere Organisation, bessere Kreditmöglichkeiten, grösseres Einflußgebiet, alles zum Wohle des Landkreises. Am 16. März 1891 wurde die Genehmigung zur Errichtung einer Kreissparkasse erteilt.
(Zitat aus der Presse: „Die Kreissparkasse machte ihr Geschäftslokal am 1. April 1891 im 1. Stock des Amtsgebäudes zu Neustadt a. Rbge., langer Gang, letzte Tür rechts, auf.“)
Die ersten Geschäftsräume waren also noch ganz bescheiden im Schloss untergebracht.
Wie bescheiden die Anfänge waren, ist aus der Bestandsaufnahme des „Alten Schlosses“ von 1905 ersichtlich. Lediglich die Räume 8 und 9 gehörten der Kreissparkasse. Alle Räume im Gebäude waren kleinteilig, zum Teil mit langen Mittelgängen aufgeteilt.
Im Schloss, damals landläufig „Landratsamt“ genannt, war aber auch das Katasteramt beheimatet. Dieses platzte aus allen Nähten. Erweiterungsräume waren nicht in Aussicht. Nässe und Schimmel drohten die wertvollen Katasterpläne zu beeinträchtigen.
Es wurde daher geplant, im Anschluss an den Südturm einen Neubau für ein Katasteramt zu bauen. Vom Aussehen her sollte es sich an das Aussehen des Gefängnisses anlehnen.
Mit der wachsenden Bedeutung der Sparkasse wurde aber auch für sie ein eigenes Domizil akut. Man entschloss sich 1923 zu einer Kombination für beide Ämter nach den Plänen der Architekten Pape und Roder aus Hannover. Ihnen gelang es, den neuen Südflügel einigermassen an den Stil des historischen Bestandes anzugleichen. Von der Doppelfunktion des Hauses rührt daher die heute seltsam anmutende Anordnung zweier nebeneinander liegender Eingangstüren. Die linke Tür führte zum Katasteramt in der ersten Etage, die rechte zur Sparkasse im Erdgeschoss.
Die Geschäfte entwickelten sich zunächst sehr zufriedenstellend. Die Einlagen nahmen schnell zu. Zweigniederlassungen in Osterwald, Rodewald, Wunstorf Garbsen, Bokeloh und Mandelsloh erleichterten den vertrauensvollen Kundenverkehr.
Die Kriegsjahre 1914 – 18 stellten aussergewöhnliche Ansprüche an die Kreissparkasse. Die folgenden Inflationsjahre liessen die Einlagen, das Betriebskapital und die Reserven im Nu in ein Nichts zerfliessen.
Wegen Behebung akuter Finanzierungsschwierigkeiten haben derzeit Kommunen, aber auch Sparkassen Notgeldscheine herausgegeben.
Die Kreissparkasse legte am 1.4.1922 einen Satz Notgeld mit Werten von 50 Pfg. in 12 Serien, versehen mit Motiven aus dem Kreis Neustadt, auf. Der gewünschte Erfolg blieb jedoch aus.
Nach dem katastrophalen Inflationsjahr von 1923 nahm die Kasse dann jedoch ab 1924 einen sehr guten Ausschwung.
So wurde es 1926 erforderlich, endlich auch in Wunstorf eine ständige Zweigniederlassung einzurichten, vorerst noch zur Miete im Gasthaus Wehrmann.
Auch konnte die Kreissparkasse 1926 Guthabenzinsen anbieten, von denen wir heute nur träumen können. (Übrigens blieben die konkurrierenden Stadtsparkassen mit den Zinssätzen nicht zurück.)
Die Kreissparkasse war jedoch nicht konkurrenzlos. Bankhaus Meinradt , Zwischen den Brücken, war bei seinen Kunden durchaus geschätzt, bis es von den nationalsozialistischen Machthabern brutal liquidiert wurde. Seine Geschäfte wurden auf das Bankhaus Baebenroth übertragen, welches nach dem 2. Weltkrieg in der Volksbank aufging.
Seit 1855 gab es zudem die konkurrierende Stadtsparkasse.
Mit Wirkung vom 1.4.1934 (nach einer preussischen Ausführungsverordnung von 1932) wurde die Stadtsparkasse Neustadt nach 79 Jahren des Bestehens auf die Kreissparkasse überführt und musste ihre Selbstständigkeit aufgeben.
In den ehemaligen Räumen der Stadtsparkasse hatte, nachdem zunächst die Polizei dort untergebracht war, bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts der Augenarzt Dr. Blasel seine Praxis. Seine Klienten können sich sicher noch an den riesigen Tresor erinnern, einem Überbleibsel aus der Stadtsparkassen- zeit. Hier waren Dr. Blasels Untersuchungsgeräte deponiert.
Ein anderes Überbleibsel aus jener Zeit ist eine Spardose der Stadtsparkasse von vor 1934. Die Mahnung „Spare in der Zeit, so hast Du in der Not“ umkränzt einen Bienenkorb , das Symbol für besonderen Fleiss. Hergestellt wurde die Dose einbruchssicher von Bode’s Geldschrankfabrik.
1941 feierte die Sparkasse ihr 50- jähriges Jubiläum. Ihr Wirken erstreckte sich über den ganzen Landkreis Neustadt a. Rbge.
Die immer unfangreicheren Geschäfte und der wachsende Personalbestand machte ein grösseres Geschäftsgebäude erforderlich. Das wurde dann 1953 in der Mitte der historischen Altstadt, im Entenfang und der Marktstrasse errichtet. Das Kolonialwarengeschäft Overheu sowie der südlich angrenzende Garten wurden aufgekauft, der Garten wurde überbaut und das alte Geschäftshaus wurde mit eingegliedert.
Auch dem Bau von 1953 wurde kein langer Bestand gewährt. Das alte Hauptstellengebäude wurde 1970 abgetragen und ein Neubau am 14.Juli 1972 seiner Bestimmung übergeben. Dieser moderne, kubistische Bau beherrscht seitdem die Architektur der Innenstadt.
Die Gebietsreform von 1974 hatte auch Auswirkungen für die Sparkasse. Das Hauptgeschäft wurde nach Hannover verlegt. In Neustadt gibt es nur noch eine Filiale und einige Nebenstellen. Die dörfliche, persönliche Betreuung von Kunden in den sogenannten Stubenbüros wurde eingestellt. Eine Aera war zu Ende und wich anders geformten, moderneren Geschäften und breiteren Interessen.
Die Sparkasse heute, optischer Mittelpunkt der Stadt, mit freundlich gestaltetem Vorplatz, der der Gastronomie dient, wo Markttreiben herrscht und wo viele verschiedene Veranstaltungen stattfinden.
[HD 9/2011]
Verwendete Literatur
- RAH in Neustadt a. Rbge, KA NRÜ 295
- Klages maschinengeschriebenes Konzept 1950
- Von Herrn Gietz dankenswerterweise zur Verfügung gestellt:
- Spardosen,
- 50 Jahre Leinezeitung mit Beilage „Kreissparkasse Neustadt a. Rbge“ vom 1. September 1931,
- Chroniken der Kreissparkasse 1941 (50 Jahre) und 1966 (75 Jahre).
Gert Rickers Berlin on 04 Mrz 2012 at 09:07 #
bitte an Herrn Gietz (Spardosen) weiterleiten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit über einem Jahr schreibe ich(Hobby!!) für http://www.laptopwerk.de , Geschichten über das Leben, Kindheits-und Jugenderinnerungen uvm. Mein Vater (Einzelhandelskfm) übergab mir Mitte der 50-iger den“Brikett“ und führte mich ans Sparen heran. Zunächst verbesserte ich meine schulischen Leistungen, denn für jede eins gab es eine Mark und für eine zwei immerhin fünfzig Pfennige =Fleißprämie! Alles Kleingeld, welches ich sonst noch durch div. Tätigkeiten erwarb, gingen in die Sparbüchse. Höhepunkt war dann: die Leerung! Denn nur der MA der Sparkasse hatte den Schlüssel und es waren ca. 20-30 Mark drin und es wurde sofort fein säuberlich ins Sparbuch eingetragen. Die Büchse zu knacken bzw. die Zunge am Schlitz runterzudrücken und Münzen rauszuschütteln, war nicht möglich (jedenfalls für mich. Ich hätte mich geschämt!
Bitte, wenn es Ihre Zeit erlaubt, hätte ich gern eine kleine Geschichte zum Brikett und den anderen historischen Sparbüchsen. U n d die Erlaubnis das Bild bei -laptopwerk einzustellen.
Oder wir schreiben eine kurze gemeinsame Abhandlung (ich über den moralischen Aspekt der Sparbüchsen in Zeiten der Not. Vielen Dank Ihr Gert Rickers.