Wie bei allen Verkehrsbetrieben sind auch bei der Eisenbahn Unglücksfälle nicht zu vermeiden. Sie halten sich jedoch in mäßigen Grenzen, weil die Bahn stets auf Sicherheitsmaßnahmen bedacht ist, um das Leben der ihr anvertrauten Menschen zu schützen.

An größeren Eisenbahnunfällen in der Geschichte des Bahnbetriebes in Neustadt ereigneten sich folgende:

Der 12.Oktober 1898 brachte beim Stellwerk an der Landwehr ein Eisenbahnunfall, der glücklicherweise kein Menschenleben kostete, aber einen ganz gewaltigen Materialschaden zur Folge hatte .

Am 20. September 1898 wurde infolge nicht geschlossener Schranke ein auf den Gleisen befindliches Fahrzeug von dem gerade ankommenden Zuge überrammt, die beiden Insassen wurden herausgeschleudert, kamen aber ohne Verletzungen davon, Pferd und Wagen wurden völlig zerstückelt.

Ein furchtbares Eisenbahnunglück ereignete sich am 4. Juni 1905 an dem damals geradezu verhängnisvollen Bahnübergang an der Nienburger Strasse. Wiederum fuhr ein Personenzug in eine auf den Gleisen befindliche Kutsche, wobei zwei Neustädter Einwohner, der Maurermeister Redderoth und der Senator Dr. Henrichs den Tod fanden. Der Kutscher und ein Kind des Dr. Henrichs wurden schwer, während seine 2 weitern Kinder mit leichten Verletzungen davon kamen.“ (aus den Annalen von Klages 1950)

Die öffentliche Anteilnahme an dieser letzten Katastrophe war besonders groß, wie man der Leinezeitung vom 6. Juni 1905 entnehmen kann:

Aus unserem Kreise
Neustadt a. R.., 5. Juni. Die ganze Stadt steht unter dem lähmenden Eindruck eines furchtbaren Unglücks, eines so grausigen Ereignisses, daß uns Allen, die wir es gesehen oder vernommen haben, noch heute nach vielen Stunden vor innerem Leid und Weh und Mitgefühl das Herz stockt.

Ein glücklicher Vater, der Senator Dr. Henrichs, geht mit seinen lieben, herzigen Kinderchen am hellen Sonntagmorgen hinaus in die lachende Flur. Sie freuen sich der wogenden Felder, der singenden Vöglein, der bunten Schmetterlinge und all des Köstlichen und Schönen, das der liebe Gott in so reicher Fülle über die sonnige Welt gestreut, sie freuen sich alle vier mit einander und wandern wieder fröhlich heim. Unterwegs nimmt sie der immer freundliche und gefällige Maurermeister Redderoth mit hinein in sein Gespann, und nun geht’s in flinker Fahrt nach Hause. Sie kommen am Rosenkrug vorbei, die Männer in heiterem Gespräch, die Kinder in fröhlichem Geplauder, sie erreichen den Bahnübergang und fahren weiter auf die Geleise– die Schranke ist ja offen, wer denkt an Gefahr!

Großer Gott, da braust ein Zug heran, hinüber, hinüber–da fällt die Schranke, das Pferd scheut, der Wagen geht zurück und mitten hinein in das blühende Leben sausen die grausigen Räder: der arme Senator Henrichs tot, der arme Maurermeister Redderoth tot, der kleine achtjährige Ernst Henrichs schwer verletzt und der arme Kutscher Hachmeister mit offener Schädeldecke bis auf den Tod zerschunden, zwei Mägdelein gottlob nur leicht verletzt — in einer Sekunde zwei kraftvolle Männerleben ausgelöscht und eines dem Tode nahegbracht.

Wir können heute nur noch berichten, daß es dem armen Hachmeister etwas besser geht, auch der brave Junge wird sicher seiner sorgenden leidgeprüften Mutter erhalten bleiben, die kleinen Mädchen sind mit einigen äußeren Verletzungen davongekommen und fühlen sich sonst wohl und gesund.

Von der Bremer Betriebsinspektion geht uns über das schreckliche Unglück folgende Nachricht zu: „Auf dem Bahnübergang in Km 30,4 im Zuge der Landstrasse Neustadt a. R.- Nienburg wurde gestern durch den Personenzug 143 von Bremen nach Hannover in Folge versäumter Schrankenschließung ein Fuhrwerk des Maurermeisters Redderoth aus Neustad a. Rbge überfahren. Dabei wurden getötet: Herr Dr jur Albert Henrichs, Senator zu Neustadt a. Rbge, und Herr Maurermeister August Redderoth zu Neustadt a. Rbge., schwer verletzt wurde der Kutscher Wilhelm Hachmeister und der Knabe Ernst Henrichs, leicht verletzt die Kinder Hildegart und Else Henrichs. Der diensthabende Schrankenwärter gab zu , durch grobe Fahrlässigkeit das Unglück verschuldet zu haben. Betriebsinspektion 2 Bremem. Großjohann.

Das Geschäft des Mauermeisters Redderoth wurde noch im gleichen Jahr 1905 an den Bauingenieur Wilhelm Sievers verkauft, unter diesem Namen besteht es noch heute . Der Polier der Fa. Redderoth gründete seine eigene Baufirma, bekannt unter dem Namen Rahlfs, dessen Enkel noch heute im gleichem Gewerbe tätig sind.

Vom Eisenbahnunglück im Mai 1909 liegt im Regionsarchiv ein Bericht vor: „Zwei Güterzüge sind bei Neustadt wegen unvorsichtigen Rangierens zusammengestoßen. Einer der Züge hat Fässer mit Bier geladen, und mancher Zuschauer wird erwischt, wie er ein Fass beseite zu Bringen versucht.“ [HD, Januar 2008]

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Historisches Foto eines Eisenbahnunglücks in Neustadt am Rübenberge


 

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