Ein fast vergessenes Neustädter Baudenkmal und heute eine Denkmalimmobilie soll wieder zu Glanz und Ehren kommen! Es handelt sich um die sogenannte „Kuhlmannsche Villa“ an der Landwehr, die wohl 100 Jahre als Verwaltungs- und Wohngebäude für die zeitweise gewaltige Industrieanlage der „Hütte“ bestand. Auf neu-Neustädterisch nennt man das Gebäude irrtümlicher Weise auch Villa Windsor. Wir haben uns mit der Geschichte des Hauses befasst und schreiben über eine Neustädter Fabrikantenvilla und Denkmalimmobilie (Villa Windsor).

Die Fabrikantenvilla der einstigen Eisenhütte

Die Fabrikantenvilla der einstigen Eisenhütte – auch Villa Windsor genannt

Bereits 1981 stellt die Neustädter Leinezeitung die Frage nach der ungewissen Zukunft der Villa aus der Gründerzeit. Im November 2009 beklagte die gleiche Zeitung den Leerstand und Verfall der Fabrikantenvilla auf der Industriebrache des früheren Hüttengeländes. Seitdem waren Architekten und Investoren am Werk, im Internet wurde die Villa zum Verkauf angeboten, Pläne für den Ausbau zu komfortablen Wohnungen konnten abgerufen werden. Dennoch schien das Verfahren nach Wahrnehmung der Stadtverwaltung bis jetzt zu ruhen. (1)

Nun vermeldet die Leinezeitung (im Mai 2011) die erfreuliche Nachricht, dass die Villa wieder zu einem Prestigeobjekt saniert werden soll. Acht Wohnungen gehobenen Standards sollen geschaffen werden und seien bereits verkauft. Das Gebäude wird zur Zeit vollkommen entkernt, unter anderen verursacht Hausschwamm enorme Probleme.
Die Villa ist nur ein Teil der wechselvollen Geschichte der „Hütte“. Die ganze Geschichte dieser „Hütte“, einer einstmal riesigen und bedeutenden Industrieanlage, die kurzfristig bereits 1.100 Arbeiter beschäftigen konnte, wird an anderen Stellen ausführlicher erzählt, ist aber eng verwoben mit den Benutzern und Bewohnern der Fabrikantenvilla. (2)

Wir wollen im Folgenden versuchen zu erhellen, warum die Villa für Neustadt so bedeutend ist, welche architektonische Bedeutung sie darstellt, welche Menschen sie bewohnt haben. Es ist aber auch ein Bericht über unternehmerischen Wagemut, aber auch über häufig wechselnde Besitzernamen, Unglücke, Mißerfolge und Pleiten.

Im Jahre 1854 fand am Rande des Neustädter Moores das kühnste und zugleich unvorsichtigste Unternehmen in der Geschichte Neustadts seinen Anfang. (3) Die Kaufleute Eduard Nehse und Ferdinand Lüdecke beabsichtigten zunächst den Bau einer Glashütte. (4) Doch 1855 schon änderten sich die Pläne, Lüdecke schied aus dem Projekt aus. Der Kaufmann Johann Ferdinand Schulze stieg ein und man gründete die neue „Neustädter Hüttengesellschaft“ als AG mit einer Million Taler als Einstand für eine Eisenhütte. Der Zweck war, Eisenerz aus Salzgitter unter Verwendung von Torf anstelle von Koks zu verhütten. Das erklärt auch die Nähe zum Neustädter Moor mit seinen unermesslichen Torfschätzen und die damals besonders abgeschiedene Lage der Fabrik vom Neustädter Zentrum.

Das Werk wurde im grossen Stil begonnen, Arbeiterwohnungen, eine Dampfkochanstalt, eine Ziegelei, ein Steinbruch, Gleisanschlüsse, Torfschuppen, Maschinenhäuser, Öfen und sehr vieles mehr bildeten den Anfang. Zu diesem ausgedehnten Gebäudekomplex gehörte wohl auch schon das Verwaltungsgebäude mit Wohnungen im ersten Stock, der Bel- Etage, ein Portierhaus und ein etwa 22m hoher Turm, von dem aus man das Moor übersehen konnte. Der Hüttendirektor Schäffler stellte das ganze Werk in kürzester Zeit fertig. (5)

Die Direktorenvilla, die im Focus dieses Berichts stehen soll, ist wohl in dieser ersten Phase der Hütte erbaut worden .

Der für die Villa in Neustadt am Rübenberge typische Turm

Der für die Villa in Neustadt am Rübenberge typische Turm

Ein Zugang zur obersten Aussichtsplattform ist wegen Einbruchsgefahr der Treppe zur Zeit nicht möglich.

Pförtnerhaus zur Villa, möglicher Weise bereits ca 1857 errichtet

Pförtnerhaus zur Villa, möglicher Weise bereits ca 1857 errichtet

Nehse war ein umtriebiger Unternehmer, dessen Vater zum Beispiel bereits die Kohleflöze erschloss, die im Bereich der heutigen Chemiefabrik an der Suttorfer Strasse auch ausgebeutet wurden. Das Unternehmen brach jedoch bereits 1864 zusammen, die Anlagen lagen mehrere Jahre brach.

Auszug aus einer Karte der Spezialteilung und Verkopplung von 1867/68 (6)

Auszug aus einer Karte der Spezialteilung und Verkopplung von 1867/68 (6)

Dieser Plan zeigt die Situation des riesigen Werksgeländes zwischen dem Ende der Zeit von Nehse und dem Einstieg durch Strousberg. Die Villa liegt oben, im Norden, nächst der Landwehr. Die Villa ist also bereits schon bei der Gründung des Werkes mit entstanden.

Dann trat der legendäre „Eisenbahnkönig“ Dr. Bethel Henry Strousberg auf den Plan.

Strousberg

Strousberg

Im Jahre 1869 / 70 hatte die Genfer Creditbank das Neustädter Hüttenwerk ersteigert und für 200.000Taler 7) an Strousberg weiterverkauft. Es wurde Teil eines riesigen von ihm aus dem Nichts aufgebauten Industrieimperiums. Direktor der Hütte war u.a. Hirschberg, der sich durch die Unterstützung der katholischen Kirche einen Namen machte.

Ein Brief an den Magistrat von Neustadt als das Unternehmen noch blühte. (8)

Ein Brief an den Magistrat von Neustadt als das Unternehmen noch blühte. (8)

Das Schicksal des Unternehmers Strousbergs ist eine andere, zum Teil tragische Geschichte und bei Borchert oder Olsen nachzulesen.

Strousberg hatte einen Hang zum Aufwendigen, riesige Schlösser, Güter und Ländereien wurden sein Eigentum. Nimmt Borchert daher an, dass Strousberg die Villa selbst gebaut hat?? Er beschreibt eine Bildbeilage „Verwaltungsgebäude der Neustädter Hütte, die Türme der beiden Hochöfen und des Gebäudes in Neustadt im Windsor- Stil gebaut, eine Reminiszenz Strousbergs an England“. (9) Das stände aber in Widerspruch zum Plan der Spezialteilung von 1867, denn demnach ist die Villa bereits vor dem Wirken Strousbergs in Neustadt bereits vorhanden.

Gartenseite der Villa, Charakteristisch ist der Turm, dient auch als Treppenhaus zu den Etagen (Erbaut vor 1867)

Gartenseite der Villa, Charakteristisch ist der Turm, dient auch als Treppenhaus zu den Etagen (Erbaut vor 1867)

Das Haus ist beachtenswerte 25m lang und fast 15 m breit. (10) Man kann sich vorstellen, dass er sich im Haus eine ihm angemessene, komfortable Wohnung eingerichtet hat. Der Verleger Ullstein hat ein fast liebevolles Bild seines Berliner Nachbarn Strousberg gezeichnet, dabei dessen Hang zu tiefen Teppichen hervorgehoben.(11) Strousberg hat sich jedenfalls des Öfteren in Neustadt aufgehalten, ob er sogar eine Vorliebe hierher hatte, ist Spekulation. Denn zwar wurde das Neustädter Werk nach einer Reihe seiner seit 1879 einsetzenden Pleiten als sein letztes Objekt am 3. Februar 1879 versteigert. Aber bereits 1880 kaufte ein Konsortium, (bestehend aus seinem Sohn und englischen Freunden), das Werk einschliesslich Villa als erstes wieder zurück und übertrug es umgehend dem Vater. Unter den 37 Posten, die im Kaufvertrag von 28. Febr 1880 aufgezeichnet sind, gehört auch „Ein massives Verwaltungsgebäude mit Wohnräumen für die Hüttenbeamten und den erforderlichen Geschäftslokalen“. (12) Die Villa stellt also einen wichtigen Teil der Hinterlassenschaft dar. Strousberg besuchte die Villa regelmässig und behielt sie bis zu seinem Tod 1884.

Historische Ansicht der Hütte von Westen aus gesehen. Zeitpunkt der Aufnahme unbekannt - ca. Jahrhundertwende 1900

Historische Ansicht der Hütte von Westen aus gesehen. Zeitpunkt der Aufnahme unbekannt – ca. Jahrhundertwende 1900. Rechts die Direktorenvilla mit dem Turm (13)

Das Werk fand nunmehr das Interesse einer aussergewöhnlichen Geschäftsfrau. Amelie Ubbelohde, ihr Ehemann Eduard und der Kompagnon Roderich von Bandel beschlossen 1880, in Neustadt a. Rbge. Torfstreu zu fertigen. Bis zu Strousbergs Tod 1884 mussten sie zunächst die Anlagen von ihm mieten.

Roderich von Bandel war der Sohn des Erbauers des Hermannsdenkmals, Ernst von Bandel. Er war der umtriebige und versierte Techniker im Bunde. Eduard Ubbelohde war Rechtsanwalt. Frau Amelie Ubbelohde wurde als bedeutende Unternehmerin und Erfinderin bekannt. Sie wurde eine anerkannte Fachfrau für Torfprodukte und hatte auf diesem Gebiet einige Patente aufzuweisen. (14) 1883 allerdings gingen ihre „Hannoverschen Torfwerke“ nach mehreren Pfändungen und Zwangsvollstreckungen pleite. Aus dem Konkursverfahren behielt sie noch Schadensersatzansprüche gegen den preussischen Fiskus. Aus verschiedenen Gründen geriet die streitbare Frau mit der Stadt Neustadt in Konflikt. Unter anderem ging es um ihre persönlichen Wohnverhältnisse, eines ihrer Dienstmädchen hatte 1884 ausgesagt, „dass Frau Ubbelohde nebst Kindern und Herrn von Bandel den ganzen vorigen Sommer unangemeldet in Neustadt gewohnt hatten“. Frau Ubbelohde hält ihre Unkenntnis über die Meldegesetze dagegen und behauptet:

[…]Insbesondere habe ich meinerseits in Neustadt a.R. meinen Aufenthalt stets nur vorübergehend und periodenweise zu ganz bestimmten Zwecken genommen […] Freilich benutze ich in Neustadt a.R. auf der Neustädter Hütte ebenfalls eine selbstmöblierte Wohnung.

Sie meldete sich dann aber ordnungsgemäß mit drei ihrer Kinder im Wohnregister von Neustadt an. Die Ehe mit Eduard Ubbelohde ging in die Brüche.

Karin Ehlich schreibt in ihrem Heft über Amelie Ubbelohde, die obenerwähnten Schadenersatzansprüche gegen den preussischen Fiskus seien nach Abschluss des Konkursverfahrens 1889 an den neuen Besitzer der Neustädter Hütte, Kaufmann David Heinemann aus Hamburg weitergegeben. Dieser erhielt später tatsächlich eine Entschädigung durch den Preussischen Forstfiskus, trat aber im Zusammenhang mit der Neustädter Hütte nie in Erscheinung.

Eigentumsübergänge

Überhaupt sind die Eigentumsübergänge durch lange Pausen gezeichnet und nicht vollständig nachvollziehbar. Zum Beispiel gibt der „Recess in Sachen betreffend die Spezialtheilung und Verkoppelung vor Neustadt a/R.“ von 1889 / 1890 Auskunft über folgenden Eigentumsverhältnisse:

Nach Dr. Henri (!) Strousberg folgen der Produktenhändler Wanzelius zu Hannover und 2 Genossen, bzw. Produktenhändler Meier Cohn, hierauf Bankier Israel Oppenheimer, jetzt: die Fa Sittig und Joch. (15)

Die Namen Wanzelius, Meier Cohn, Oppenheimer tauchen im Zusammenhang mit der Hütte oder gar der Villa künftig nicht mehr auf, wahrscheinlich erwarben sie das Objekt aus spekulativen Gründen oder als Strohmann für andere.

Lt. Klages (16) dagegen gingen Patente und Maschinen schon 1888 in den Besitz von Sittig und Joch über. Amelie Ubbelohde arbeitete noch eine Weile in der neugegründeten Firma „Rohdachpappen- Fabrik Sittig und Joch“ mit. Nach wirtschaftlichen Anfangsschwierigkeiten und ihrem Ausscheiden konnten die neuen Unternehmer andere Ziele und andere Produktionsformen gewinnbringend verfolgen. Das war besonders dem neuen technischen Betriebsleiter G. Kuhlmann zu verdanken. Dieser tritt z.B. in Erscheinung, als er als Vertreter der Fa Sittig und Joch 1908 den Bauantrag für ein Geflügelhaus stellt (also völlig wesensfremd für die Fabrikationsanlage). Angefertigt wird die Planung von seinem Sohn R. Kuhlmann. Hier zeichnet sich schon die spätere Entwicklung ab, als das Werk ganz in die Hände der Familie Kuhlmann kommt. Aus dem Lageplan des Antrages gehen besonders auch die reduzierten Werksanlagen hervor, damit auch die etwas solitäre Lage der Villa auf dem Werksgelände.

Ausschnitt aus einem Bauantrag von 1908 (17)

Ausschnitt aus einem Bauantrag von 1908 (17)

Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse jedoch zwangen 1919 den derzeitigen Inhaber Oskar Joch, den Betrieb zu verkaufen.

Die Hütte wurde von der „Aktiengesellschaft für Pappenfabrikation in Berlin“ übernommen. Diese produzierte von 1920 bis 1926. Wegen der allgemeinen Wirtschaftskrise pausierte der Betrieb dann bis 1931.

Der Fabrikdirektor Robert Kuhlmann, der Sohn, wurde 1935 Eigentümer. Mit diesem Namen ist die Villa besonders verbunden, hielt sich doch das Werk in der Familie bis in die Neuzeit. Aufgrund seiner Verdienste wurde er in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts Ehrenbürger von Neustadt a. Rbge.

Lageplan von 1936. Ein Vergleich mit dem Plan von 1867/68 zeigt: Bis auf die Villa sind nahezu alle Gebäude nicht mehr vorhanden und durch andere Bauten ersetzt worden.

Lageplan von 1936. Ein Vergleich mit dem Plan von 1867/68 zeigt: Bis auf die Villa sind nahezu alle Gebäude nicht mehr vorhanden und durch andere Bauten ersetzt worden.

Der Betrieb wurde zunächst bis 1945 aufrechterhalten. Dann wurde die Hütte von den englischen Siegermächten zu Depotzwecken beschlagnahmt. Sie wurde erst 1949 wieder freigegeben, sodaß die Produktion von Rohdachpappen und Antidröhnpappen für die Autoindustrie wieder aufgenommen werden konnte und die Villa wieder benutzt werden konnte.

Das erklärt, warum 1949 in der Hütte bzw. der Villa keine Bewohner gemeldet sind. Neun Jahre später verzeichnet das Adressbuch bereits wieder Robert Kuhlmann als Eigentümer sowie unter Adresse „Hüttenplatz“ 1 und 2 noch 7 weitere Bewohner. 1966 firmieren hier wieder die Firmen „Sittig und Joch, Inh. R. Kuhlmann“ sowie die „Niedersächsische Rohpappenfabik“. (18) Das Werk bestand immerhin bis 1975. Von da ab war das ganze Betriebsgelände einschliesslich der Werksgebäude und auch der Villa dem allmählichen Verfall anheim gegeben. Auf einem Teil des Areals entstand lediglich eine Wohnanlage für betreutes Wohnen. Die „Erbengemeinschaft Kuhlmann“ bemühte sich aber um Interessenten für die Villa, die ja bei einem Umbau auch die strengen Auflagen der Denkmalsschutzbehörde zu beachten hätten. Eine Firmengruppe hat sich jüngst der Villa angenommen und im Inneren mit dem Umbau begonnen.

Anfang Juni 2011: Das Dachgestühl wird abgebrochen; Entkernte Flure

Anfang Juni 2011: Das Dachgestühl wird abgebrochen; Entkernte Flure

Mitte Juni 2011: Der Dachstuhl ist abgerissen Mauerdurchbruch und gibt den Blick auf den Turm frei

Mitte Juni 2011: Links: Der Dachstuhl ist abgerissen und gibt den Blick auf den Turm frei. Rechts: Mauerdurchbruch

Ende Juli 2011: Auch die Zwischendecke ist abgebrochen und gibt den Blick durch die Etagen frei.

Ende Juli 2011: Auch die Zwischendecke ist abgebrochen und gibt den Blick durch die Etagen frei.

In dem Band „Baudenkmale in Niedersachsen“ (19) findet das Bauwerk Beachtung und wird so beschrieben:

Beeindruckendstes Zeugnis dieser ersten Produktionsphase (Gemeint ist der Betriebsbeginn der Hütte unter Nehse. Denn die Villa ist bereits vor 1864 entstanden, nicht durch Strousberg 1870 oder später. Anmerkung des Verfassers) ist die strassenseitige Fabrikantenvilla, ein stattlicher, über schmale, profilierte Rundbogenfenster belichteter Bau. […] Er gehört unbestritten zu den qualitätsvollsten Villenbauten im Kreisgebiet, obwohl er überregional als klassischer Vertreter des „Hannoverschen Rundbogenstils“ bzw. dessen „schlichter“ Variante (sog. Schlichter Rundbogenstil) zuzuordnen ist. Anleihen an die florentinischen Paläste der Frührenaissance gaben dieser Stilvariante auch die Bezeichnung Palazzostil- sie sind auch hier an der gleichförmigen Fensterabfolge, dem obergeschossigen Fugenschnitt und den stilisierten Medaillons im Oberlichtbereich klar ablesbar. Stilistische Zutat ist hingegen die Kombination des Palazzostils mit Zinnen und Ecktürmchen, als dem gotischen Profanbau entlehnte Details, die man eher von britischen Landhäusern inspirierten castle style kennt.

Der vom Unternehmer des Umbaus gewählte Arbeitstitel „Villa Windsor“ ist daher irreführend. Er hat mit einem englischen Baustil und der Verbundenheit Strousbergs mit England wahrscheinlich wenig zu tun.

Wir hoffen, dass es dem Bauherren gelingt, das harmonische Bild der Villa zu erhalten, möglicherweise das die Villa umgebende ausgiebige Grün in die Umgestaltung mit einzubeziehen.

Reste einer Sitzecke im ehemaligen westlichem Gartenteil

Reste einer Sitzecke im ehemaligen westlichem Gartenteil

Immerhin hat inzwischen auch der Ortsrat von Neustadt sein Wohlwollen an dem Projekt bekundet und gemeinsam mit den ehemaligen Bewohnern der Villa, Herward Ladewig und Olaf Schlüter den Baufortschritt begutachtet. Den künftigen Bewohnern wünschen wir lange Freude an ihrem geschichtsträchtigen Besitz.

HD 6/2011

Zeittafel

  • 1854 Plan einer Glashütte durch Eduard Nehse und Ferdinand Lüdecke
  • 1855 Beginn der „Neustädter Hütten- Gesellschaft“ mit Eduard Nehse, Johann Ferdinand Schulze , Direktor Graf von Kielmannsegge
  • 1859 8. Mai: Hütte brennt, Produktion eingestellt, Konkurs der Hütte am 20.Juni1859
  • 1859 Oberbergrat a. D.Otto pachtet die Hütte und versucht sie wieder in Gang zu setzen, Ende der Bemühungen mit seinemTod 1859
  • 1863 Auflösung und Liquidation der „Neustädter Hüttengesellschaft“
  • 1869 Genfer Creditbank ersteigert das Hüttengelände
  • 1869/70 Dr. Bethel Henry Strousberg wird Eigentümer, Direktoren Hirschberg und Christoph
  • 1879 Strousberg bankrott, das Werk wird versteigert
  • 1880 Strousberg Sohn und Freunde kaufen das Werk zurück und übereignen es an Strousberg Vater Amelie und Eduard Ubbelohde und Roderich von Bandel pachten das Werk
  • 1883 Ubbelohde – Bandel gehen pleite, wohnen noch in der Villa
  • 1884 Eigentümer Strousberg gestorben
  • 1888 Patente und Maschinen gehen an Sittig und Joch, Direktor G Kuhlmann
  • 1889 Neuer Besitzer Kaufmann David Heinemann?20)
  • 1888 -89 Vorbesitzer Dr. Henry Bethel Strousberg, dann Produktenhändler Wanzelius in Hannover und 2 Genossen, Produktenhändler Meier Cohn daselbst hierauf Banquir Israel Oppenheimer daselbst, jetzt: die Firma Sittig und Joch21)
  • 1919 Oscar Joch verkauft das Werk an Aktien-gesellschaft für Pappenfabrikation“ in Berlin
  • 1926 – 1926 Produktion durch Fa. „Pappenfabrikation“
  • 1926 – 1931 Produktion pausiert
  • 1931 – 1935 Produktion durch Fa. Pappenfabrikation
  • 1933 Robert Kuhlmann (Sohn) pachtet das Werk
  • 1935 Übernahme des Werks durch Robert Kuhlmann
  • 1936 Totalbrandschaden
  • 1945 – 1949 Besetzung des Werks durch Engländer
  • 1951 Zu der noch bestehenden Fa Sittig und Joch wird die „Niedersächsische Rohpappenfabrik GmbH“ Tochtergesellschaft“ gegründet.
  • 1975 Ende der Produktion
  • 2011 Erbengemeinschaft Kuhlmann verkauft die Villa, Umbau der Villa zu Wohnungen

Fotos: Dyck 2011

Quellen und Anmerkungen

  • (1)  Leinezeitung 7./ 8. Febr 1981, 13. Nov.2009
  • (2) www.Ruebenberge.de
  • (3) Hildegart Reese, Dissertation 1947
  • (4) Hubert Höing, Das Eisenhüttenwerk und die katholische Missionsstation in Neustadt Rbge, Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde im Bistum Hildesheim, Sonderdruck aus Band 52/1984
  • (5) Armin Mandel, Hüttenwerk in Neustadt a. Rbge 1986; aus Heimatbuch 4, Herausgeber Armin Mandel, ISBN 3- 88744- 4
  • (6) Stadt Neustadt.a.Rbge
  • (7) Joachim Borchert: Der europäische Eisenbahnkönig Bethel Henry Strousberg, CH Beck, München 1991, ISBN 3- 406- 35297- 9
  • (8) Regionsarchiv Hannover in Neustadta. Rbge
  • (9) Borchert S. 87
  • (10) Zum Vergleich: 1867 ist die grösste der Fabrikhallen etwa 55m breit und etwa 100m lang!
  • (11) Sten Nadolny Ullsteinroman, ullstein, ISBN 3- 550- 08414- 5
  • (12) Hubert Höing, s.o.
  • (13) Archiv der Unteren Denkmalsschutzbehörde bei der Stadt Neustad a. Rbge
  • (14) Karin Ehrich, Amelie Ubbelohde,- Eine eigenwillige Frau und ihre Unternehmungen in Sachen Torf, erhältlich bei Stiftung Kulturregion Hannover
  • (15) „Artikelverzeichnis der Grundsteuerverwaltung seit 1882“ und „Recess in Sachen
    betreffend die Spezialtheilung vor Neustadt a. Rbge 1898/90“, Stadtverwaltung Neustadt a. Rbge
  • (16) Wilhelm Klages, Maschinengeschriebens Manuskript
  • (17) Regionsarchiv Hannover in Neustadt a. Rbge, NRÜ II 1290
  • (18) Adressbücher 1949 und 1958
  • (19) Baudenkmale in Niedersachsen, Region Hannover, Teil 2; Veröffentlichung des Nds. Landesamtes für Denkmalspflege, Hrg Christiane Segers- Glocke ISBN 3- 8271- 8256- 7
  • (20) S.Ehrich
  • (21) Wie 15

Weiter empfohlene Begleitliteratur:

  • Manfred Ohlsen: Der Eisenbahnkönig Bethel Henry Strousberg,
  • Verlag der Nation, Berlin 1987 ISBN 3-373-00003-3
  • Wikipedia, Bethel Henry Strousberg
  • Christiane Schröder u.A., Kali, Kohle und Kanal,
  • Hrg. Axel Priebs i. A. der Region Hannover
  • Wilhelm Winkel, Geschichte der Stadt Neustadt a. Rbge. 1966

 

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