Hier erfahren sie keine aktuelle Termine über den Gottesdienst, den Kirchenvorstand, die Liebfrauengemeinde Neustadt, den ökumenischen Arbeitskreis, oder dergleichen. Wenn Sie aber das nächste mal auf dem Weg in diese wunderschöne Kirche sind, nehmen Sie sich die Zeit und schauen Sie auf die vielen historischen Details, die wir Ihnen hier gerne zeigen möchten

Liebfrauenkirche Neustadt am Rübenberge

Blick auf die Liebfrauenkirche

Ein Doppelpatronat beschirmt die Liebfrauenkirche. Über dem Südportal sind die Sandsteinreliefs der Patrone, sowie ein dornengekrönter Christus eingebaut.

Im Mittelalter hatte die Kirche den Namen „Kirche unserer lieben Frau“. Es folgte dann der Name Petrikirche sowie Peter und Paul. In den 50ziger Jahren d.v.Jh. wurde der Ursprungsname „Liebfrauenkirche“ wieder angenommen.

Mutter Maria mit Kind (Südportal):

Mutter Maria mit Kind - Liebfrauenkirche

Mutter Maria mit Kind, Liebfrauenkirche Neustadt

Die Kirche wurde im 13 Jh. als rom. Basilika errichtet. Um 1500 wurde sie von Erich I. erneuert und gotisiert. Erst im 19. Jh. bekam sie den Turm, den sie heute noch hat.

An der Kirche wurden immer wieder Baumaßnahmen vorgenommen. Das Dach erneuert, Umbauten im Eingangsbereich, die Innenausstattung verändert, alte Fresken wieder hervorgebracht und vieles mehr. So ist das „Bauwerk“ stets interessant und es gibt vieles aus den früheren Zeiten und Epochen an ihr, das hervorgehoben werden kann.

So finden sich in den Sandsteinen auf der Südseite der Kirche an verschiedenen Stellen tiefe „Rillen und Näpfchen“. Hierzu gibt es Geschichten

  • Landsknechte hätten die Klingen der Schwerter geschärft. Wenn man sich allerdings die Form und den Verlauf der Kerben ansieht, ist diese These auszuschießen. Beim schleifen eines Säbel, eines Schwertes oder auch einer Hellebarde hätte man ganz andere Spuren hinterlassen.
  • Schüler der angrenzenden ersten Schule der Stadt hätten die Griffel gespitzt.
  • Die Bewohner der Stadt – aus früheren Jahrhunderten- haben an dem Sandstein geschabt und so ein mineralisches Pulver erhalten, das sie dem Essen beigaben oder einnahmen um wieder gesund zu werden oder zu bleiben. Wurde dem Pulver, da es ja ein einem geweihten Ort entnommen wurde, heilkräftige Wirkung nachgesagt? Wenn man bedenkt, wie abergläubische die Menschen waren und auch wie gottesfürchtig dann könnte man diese Variante für möglich halten. Möglicher Weise dienten die Mineralien des Sandsteines also Nahrungsmittelergänzung.

Rillen, Riefen, Scharte, Näpfchen in dem Sakralbau LiebfrauenkircheRillen und Näpfchen im Sandstein der Liebfrauenkirche

Rillen, Näpfchen, Scharten im Sandstein des Sakralbaus Liebfrauenkirche

Im Kirchenschiff ist ein Pfeiler mit Sandstein-Kapitell sehr schön behauen. Es sind die vier Evangelisten dargestellt. Die Steinhauer waren zu ihrer Zeit Handwerker auf Wanderschaft und wurden nur begrenzt beschäftigt. Da sie herumzogen und aus verschiedenen Regionen kamen, entstanden bei solchen Langzeitbauten die unter-schiedlichsten Kunstwerke. Sie waren auch Meister der versteckten Botschaften in ihrer Arbeit. So ist z.B. hier ganz deutlich ein „Hofnarr“ erkennbar, der seinen Kopf durch die Beine steckt. Er blickt auch in Richtung Kanzel. Was damit gemeint sein könnte, ist ungewiss.

Behauener Sandstein Pfeiler – Darstellung eines Hofnarren

Ein Gesicht schaut durch den eigenen Schritt Richtung Kanzel - ein Hofnarr?

Ein Gesicht schaut durch den eigenen Schritt Richtung Kanzel – ein Hofnarr? –Foto: Dyck

Der Taufständer ist eine Arbeit des Hofbildhauers Ziesenis (Barock). Dieser Name taucht in der hannoverschen Kirchenlandschaft immer wieder auf. So zum Beispiel sind barocken Taufengel in Mariensee, Helstorf und Kirchhorst bekannte Arbeiten Ziesenis´ Er war ein bedeutender Künstler seiner Zeit; eine weitere Taufe aus seinen Händen steht in der „Neustädter Kirche“ in Hannover.

Noch ein sehr interessantes Detail ist ein wenig auffälliger Schlussstein in der Säule im Gurtbogen links zur Chorempore. Bei der letzten Restaurierung ist die Farbe entfernt worden und der Sandstein zum Vorschein gekommen.

Der Stein zeigt eine Fratze, aus deren Schlund ein Mensch hängt, schon halb verschlungen.

Barocker Schlusstein im Gurtbogen:

Eine Figur entrinnt dem Höllenschlund - Liebfrauenkirche Neustadt am Rübenberge

Die Interpretation des Steines ist schwierig. Es könnte eine Maske zur Abwehr des Bösen sein oder aber auch ein Hinweis darauf, dass das Böse im Höllenschlund verschwindet.

Karte

[AD, März 2004]


 

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