Über die so genannte Franzosenbrücke in Himmelreich und Wegebausteine an der B6
An der Landesstrasse 192 von Himmelreich nach Eilvese, gleich hinter dem Bahnübergang, liegt kaum erkennbar ein Rohrdurchlass. Er wird eine frühere Brücke über den hier querenden Graben ersetzt haben. Diese Brücke ist Teil einer Sage, die in Himmelreich und Empede gern erzählt wird – der Mythos um die Franzosenbrücke in Himmelreich bei Neustadt am Rübenberge.
War hier der Ort eines Verbrechens?
Hans- Albert Hanebutt hat sie etwa 2000 im von Waldemar Duda herausgegebenen Heft „Allerlei Buntes ut dem Niestädter Land“ erzählt:
In der Zeit des 7- jährigen Krieges, 1757, lagen zwischen Empede und Neustadt französische Truppen. Eines Tages war der Zahlmeister mitsamt der Kriegskasse verschwunden. Die Suche nach ihm war vergeblich. Auch seine Geliebte Sophie aus Empede soll nichts über den Verbleib des Franzosen gewusst haben. Lange nach dem Abzug der fremden Truppen fand man unter jener Brücke den Leichnam in der Uniform eines französischen Soldaten. Das Gerücht vermutete, dass drei Brüder der Sophie den Zahlmeister erschlagen und ihn der Kasse beraubt haben. Jedenfalls soll die Familie der Sophie zu Wohlstand gekommen sein.
Zu diesem Thema hat Armin Mandel in „Das Buch aus dem Neustädter Land“ (von 1984) eine ähnliche Geschichte erzählt, die angeblich mündlich überliefert wurde. Sie trägt den dramatischen Titel „Toter unter der Empeder Franzosenbrücke“ (S.56):
Ein Schäfer, der in der Nähe eben dieser Brücke seine Schafe weidet, sieht zwei aus der Richtung Neustadt zu flüchtende Personen auf sich zu rennen. Es sind ihm bekannte Schweinehändler. Sie rufen aufgeregt: „De wöllt uns das Swienegeld klauen“ Sie bitten den Schäfer, sie zu verstecken, da sie von einem Franzosen verfolgt werden, der ihre Einnahmen zu plündern beabsichtigt. Der Schäfer versteckt die beiden Personen in einem Bruch, als auch schon ein Franzose auf einem Pferd angeritten kommt, und sich in gebrochenem Deutsch nach dem Verbleib der Schweinehändler erkundigt. Der Schäfer nutzt einen Moment der Unaufmerksamkeit des Franzosen aus und erschlägt ihn mit einem Knüppel. Er versteckt den Leichnahm anschliessend in einem Gebüsch in unmittelbarer Nähe der Brücke. Diese hiess von da an im Volksmund Franzosenbrücke.
Ein Legende oder wahre Geschichte?
Welche Brücke nun die richtige ist, bleibt offen. In beiden Geschichten spielen ein toter Franzose und eine Brücke eine Rolle, Richtig ist, dass 1757 bei Empede ein Lager der Franzosen lag, und ab 1803 das Land von Franzosen besetzt war.
Selbst alte Himmelreicher verwechseln die „Franzosenbrücke“ der alten Sage mit jenem Durchlass unter der Bundesstraße 6, der einige 100 m weiter als Eilveser Entwässerungsgraben vom Moor her die Strasse durchquert.
Diese Strasse ist als künstlich angelegte Verbindung zwischen Neustadt und Nienburg erst 1779 entstanden, kann also mit jener Legende nichts zu tun haben. Es ist aber nicht auszuschliessen, dass Napoleons Truppen über diesen Weg 1803 das Königreich Hannover überfallen haben. Bis vor dem 4- spurigen Ausbau der B6 waren über dem Durchlass Wegebausteine als Schlusssteine eingemauert. Der eine trug die Jahreszahl 1779, der andere das Zeichen König Georg III. In seiner Regierungszeit ist diese Kunststrasse entstanden.
(Dieses Zeichen ist nicht, wie die Neustädter Presse 1994 behauptet, die Insignien EAR, also Ernst August Rex für König Ernst August von Hannover 1837- 51)
Dieser Stein wurde nach dem Umbau der B6 leider nicht mehr eingebaut
Nach dem Umbau der Strasse hat man einen dieser schönen Steine im Pflaster des Grabens wieder eingebaut. Der andere blieb leider verschwunden.
HD Okt 2012
Fotos Dyck 2007 / 2012