Wer die Stadtgeschichte von Neustadt am Rübenberge verstehen will, wird nicht umhin kommen, sich mit der Geschichte derer von Campen zu beschäftigen, die so viele Jahrhunderte im Besitz von „Campen Hof“ gewesen sind und mit den Bürgern von Neustadt wie auch mit dem Amte so manchen harten Strauß ausgefochten haben„.

So stellt Winkel in der „Geschichte der Stadt Neustadt“ von 1966 abschliessend zu einem ausführlichen Bericht über diese Familie fest.

Über die Familiengeschichte der von Campen zur Zeit Herzog Erichs des Ersten

Der Name derer von Campen erscheint im Neustädter Raum frühestens im 13. Jahrhundert. Die von Campen stammten angeblich aus Rethem an der Aller, waren „nur“ Ritter, in den Urkunden auch gelegentlich als „Knappe“ bezeichnet, seinerzeit noch nicht als „Edelherren“ angesehen. Eine wichtige Rolle in der Stadtgeschichte von Neustadt am Rübenberge hatte die Familie  schon zu Zeiten Herzog Erichs des Ersten inne. Melchior von Campen und Herzog Erich I waren Zeitgenossen und Rivalen.

Eine gefälschte Urkunde spielt bei der Altersbezeugung des Geschlechts eine Rolle. Betriebsame Geschäftstüchtigkeit war ihnen nicht abzusprechen. Besonders das tatkräftige Wirken von Ludolf von Campen im 14. Jahrhundert ist geprägt durch Landkäufe und Geschäfte beidseits der Leine. Er ist es auch, der in den Besitz von Poggenhagen kam. Sicher ist auch das Patronat für die Kirche in Bordenau seit 1376. Oft wurden von Campens auch als Zeugen für Abmachungen anderer Herren herangezogen.

Im Jahre 1483 wurden die von Campen mit dem viel grösseren Gut Poggenhagen belehnt. Aufgrund der Urkunde über die Belehnung ergab sich für die Familie ein enorme Macht- und Besitzstandmehrung. Sie und ihre Erben waren nunmehr für alle Zeiten mit dem Poggenhagen und allen dazugehörigen Lehnsgütern, Meierhöfen und Kothöfen belehnt.

Es waren also recht mächtige Herren mit viel Grundbesitz, so auch des Neustädter Burgmannshofes. So bot der Hof hinter den Wällen der Stadt Schutz in den Wirren des 30jährigen Krieges. Das Grundstück des „Von Campen Hof“ lag unmittelbar am Lauentor, an der Nordseite der Marktstrasse, zwischen Hinterste Straße bzw. Achtere Straße und Stadtwall. (nach heutigen Zustand zwischen Windmühlenstraße und Wallstraße ) Nach einem Stadtplan von 1725 hatte es eine Straßenfront von etwa 76 m und eine Tiefe von 95 m.

Aus einer Beschwerdeschrift läßt sich schliessen, dass die von Campen im 17. Jahrhundert noch längere Zeit auf ihrem Hofe zu Neustadt „Haus gehalten“ haben. Das ist auch aus der Kopfsteuerbeschreibung der Fürstentümer Calenberg- Göttingen und Grubenhagen von 1689 ersichtlich. „Deren von Campen Haus“ hat die hohe Summe von 10 Thalern. zu entrichten. Immerhin sind in diesem Anwesen der Ackerknecht, der Mittelknecht, ein Küchenjunge, Große Magd, Erntemagd und drei Kleine Mägde beschäftigt.

Der Campen Hof in Neustadt um 1725 (Quelle: „Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen", 1958)

Der Campen Hof in Neustadt um 1725 (Quelle: „Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen“, 1958)

Ausschnitt aus der „Brandkarte" von 1727. Oben liegt „19. des General Majors von Campen Hof". Oben links im Bild das „Lauen Thor", unten die „Achter Straße" oder „Hinterste Straße" , die heutige Windmühlenstraße.

Ausschnitt aus der „Brandkarte“ von 1727. Oben liegt „19. des General Majors von Campen Hof“. Oben links im Bild das „Lauen Thor“, unten die „Achter Straße“ oder „Hinterste Straße“ , die heutige Windmühlenstraße.

Streit mit Herzog Erich I.

Ungenau bezeichnete Rechte, Geldschulden und eine Liebschaft führten zu Streitigkeiten zwischen denen von Campen, den Bürgern der Stadt und dem Herzog Erich I., die letzlich bis ins 19. Jahrhundert hinein dauerten. Sollte der eigentliche Grund im Versuch des Landesherren zu suchen sein, absolutistisch, ohne Beteiligung des niederen Adels zu regieren? Oder war es vordergründig die Absicht, sich des von Campeschen Vermögen zu bemächtigen? So haben die von Campen auf 900 Rheinische Goldgulden verzichten müssen, die Herzog Erich ihnen schuldig gewesen war. Herzog Erichs I. erste Frau Katharina war wohl treibende Kraft in einem Hexenprozess, der sich gegen Melchior von Campen und seine Mutter Ilse von Campen richtete. Noch 1522 bestätigte Erich I. dem Melchior von Campen, dass er ihm 6.600 Rhein. Gulden schulde und ihm als Sicherheit Amt und Schloß Neustadt verpfändet habe.

Herzog Erich I zu Braunschweig und Lüneburg und Ludolf von Campen, Vertrag betreffend Besitzrecht am „Wunneken Bruch"- Rückgabe an v. Campen- und die Kapelle zu Bordenau. Weiderechte für die Neustädter Bürger in Poggenhagen, 15. February 1523 (Quelle: Reg Arch Hann in Neustadt Dep 1 NRÜ Urk.)

Herzog Erich I zu Braunschweig und Lüneburg und Ludolf von Campen, Vertrag betreffend Besitzrecht am „Wunneken Bruch“- Rückgabe an v. Campen- und die Kapelle zu Bordenau. Weiderechte für die Neustädter Bürger in Poggenhagen, 15. February 1523 (Quelle: Reg Arch Hann in Neustadt Dep 1 NRÜ Urk.)

Noch in einem Vertrag von 1523 zwischen denen von Campen und Herzog Erich I. überlassen die von Campen dem Herzog ihre Erbgüter in Otternhagen und Mecklenhorst, sowie 2 Fuder Roggen aus ihrem Hof in Neustadt. Sie haben 3.000 Rhfl. Schulden des Herzogs bei dem von Holle abgetragen und die genannten Güter wieder in Lehen erhalten. Für die 3.000 Gulden überlässt ihnen der Herzog den Hof zu Kronsbostel (4 Hufen). die Burgfreiheit für ihren Hof in Lathwehren, in Niederstöcken den Wederhof, die Burgfreiheit und das Untergericht im Go Stöcken, Bau- und Feuerholz aus dem Lauen- und Grinderwald, Mast- und Grashude im Go Stöcken, ebenfalls von den Burghöfen Poggenhagen und Neustadt, die freie Schäferei und Hude in Stöcken, Stöckendrebber, Rodewald und Dinstorf. Für die freie Jagd, die sie dem Herzog in Mecklenhorst abgetreten haben, erhalten sie die freie Jagd in Stöcken und Rodewald, sowie im Amt Blumenau. Ferner bestätigt sie der Herzog in ihrem sächsischen Lehen, die sie 1483 und 1522 erhalten haben. (Quelle: Hann. 74 Nienburg Nr.490 H.)

Trotz aller Verträge spitzt sich die Lage zu: Erich ging nun mit Gewalt und Rechtsbrüchen gegen die adlige Familie vor. Melchior von Campen wird jedoch verlorenes Recht nicht wieder erlangen, im Gegenteil wurde seiner Mutter Ilse von Campen zusammen mit ihrer Freundin der Hexenprozess gemacht, in dem beide „gestanden“, den Herzog vergiften zu wollen. Beide Frauen sollen in Neustadt auf dem Markte verbrannt worden sein. Dieser Umstand ist allerdings zumindest im Fall der Ilse von Campen zweifelhaft. Melchior von Campen erlitt den Verlust aller Güter, kam 1528 aus dem Kerker frei, nur um kurz darauf wieder für weitere sechs Jahre eingekerkert zu werden.

Dann im Jahre 1539 soll Melchor von Campen wie auch andere Adlige, z. B. Hilmar von Münchhausen oder Brun von Bothmer traurige Berühmtheit als Heerführer marodierender Truppen erlangt haben. Erst 1573 erhielten die von Campen ihr Recht, auch das Patronatsrecht in Bordenau zurück. Dann erst konnte sich die jetzt völlig verarmte Familie von diesen Schicksalschlägen wieder erholen.

Die Familie von Campen im 18. Jahrhundert

In „Die Kunstdenkmale..“ , (s. u.), werden die von Campen wie folgt erwähnt: aus J.H.Steffen, Geschlechtsgeschichte des hochadligen Hauses von Campe, Zelle 1783, S 147: „Seit 1715 sind auf dem Gut der von Campen nur noch Haushaltungsgebäude vorhanden“. Ferner heisst es: „Das an das schwichtelsche Gut gehörende Vorwerck oder vielmehr der canzeleysässige Sattelhof“. Und: „1722 im Oktober brandte das Vorwerk auff der von Campen Hoffe ab.“

1749 jedenfalls waren sie im Besitz zahlreicher Meier- und Kötterhöfe, und grossen Landbesitzes. „Über diese Tätigkeit als Verwalter und Bewirtschafter ihrer Güter hinaus dienten die von Campen als Offiziere und höhere Beamte des Landesfürsten. Sie waren Männer von Welt, Bildung und Kenntnissen, keineswegs beschränkte Landjunker“, so Winkel.

Die Kirchenbücher in Neustadt verzeichnen folgende Mitglieder der Familie von Campen:
1682 wurde getauft:

von Campen, Anna Catharina, ….hatt…Friedrich von Campen Erbsaß zum Poggenhagen Bordenau und Neustadt allhie seine Tochter zu der h. Tauffe befördert welcher der nahme Anna Catharina ist gegeben. Gevatterin ist die Ambsmänische Arendsche allhie

In den folgenden Jahren, bis 1752, stehen von Campens vielfach als Paten, auch für Bürgerkinder oder Kindern der bei ihnen dienenden Soldaten verzeichnet.

In Neustadt gestorbene Mitglieder der Familie von Campen :

  • 1584: Ludolf von Campen, geb 1512, gest 27.9.1584
  • 1671: Anthon Ludolph von Campen Geb 23.5.1646
  • 1681: Anna Catharina von Campen
  • 1683: Am 27.Ja: hatt die Frau Amalia Dorothea Von Stoltzenberg Ihren Sel herrn Junker Friedrich Von Campen allhier in Ihr Begräbnis Beysetzen laßen. Alt 72 Jahr
  • 1721: Christoph Friedrich vob Campen, geb 1611 /12, Herr auf Poggenhagen, Neustadt und Wunstorf
  • Den 30t Aug ist der H von Campen Weyl: kammer herr bey des Cron- Printzen in Engeland Königl: Hoheiten zu Egestorf gestorben und den 6t. 7ber abends in der stille in das hochadel: Campische Erb-Begräbniß hieselbst beygesetzet worden
  • 1712 Ernst Driedrich von Campen, Erbherr auf Poggenhagen
  • 1721 Philipp Ludwig von Campen , Kammerherr bei seiner Königlichen Hoheit dem Kron- und Kur- Prinzen
  • 1728: Amalia Dorothea von Campen, geborene von Stolzenberg aus dem Hause Luttmersen Mutter des Generalmajors von Campen
  • 1733 wurde die frau Hauptmannin von Stoltzenberg,
  • welche zu Walsrode gestorben hier in des H. General Major von Campen Begräbniß beigesetzet aus Concession des Königl. Consistorii

Die Familie stirbt 1786 in ihrer männlichen Linie aus. Das Gut Poggenhagen ging an den Grafen von Schwiecheld, das Patronatsrecht an den Freiherrn Langwerth von Simmern.

Was ist von denen von Campen geblieben?

In Poggenhagen ist zunächst das Gut zu nennen. Es wurde in seiner heutigen Struktur von General Christian Wilhelm von Campen 1712 bis 1726 geschaffen. Es ist heute im Besitz der Familie Harms.

Wappen der Familie von Campen auf dem Gutshof in Poggenhagen (Quelle: Wikipedia)

Wappen der Familie von Campen auf dem Gutshof in Poggenhagen (Quelle: Wikipedia)

Gartenansicht des Herrenhauses der von Campen in Poggenhagen bei Neustadt, heute Gut Harms

Gartenansicht des Herrenhauses der von Campen in Poggenhagen bei Neustadt, heute Gut Harms

Die Löwen und ihr Wappen an der Leinebrücke und eine mögliche Verbindung zu dem von Campens

An der Ostseite der großen Leinebrücke stehen beidseitig auf Podesten zwei steinerne Löwen, die ein Wappenschild halten. Mit diesen Denkmälern hat sich Klages in seiner Chronik intensiv befasst. Der Stil der Löwen ebenso wie die Wappenform verweisen auf das 17. Jhdt. Somit dürfte feststehen, daß die Entstehungszeit der Löwen mit dem Bau der Brücke zusammenfällt. Das einzige Adelsgeschlecht in Neustadt führte einen Löwen im Wappen, die Initialen „C“ und „S“ weisen offensichtlich auf ein Ehepaar von Campen – von Stolzenberg hin. Sie könnten aus dem Abbruch des – westlichen -Löwentores stammen oder den begüterten von Campen den Anreiz gegeben haben, der neuen Steinbrücke diesen, wohl ebenfalls neuen, Schmuck zu schenken.

Steinerner Löwe mit Wappenschild am westlichen Ende der grossen Leinebrücke / Neustadt am Rübenberge

Steinerner Löwe mit Wappenschild am westlichen Ende der grossen Leinebrücke / Neustadt am Rübenberge

Und über das Erbbegräbnis

In keiner gängigen Literatur über die von Campen oder die Neustädter Kirche wird ihnen ein „Erbbegräbnis“ in Neustadt zugeschrieben. In den oben zitierten Sterbeurkunden, in den Kirchenbüchern und altem Schriftverkehr im Regionsarchiv ist es jedoch bezeugt.
Das etwa 40 Fuß mal 13 Fuß grosse Grundstück am Turm der Kirche war auf Ewigkeit gekauft worden, zusammen mit dem Recht, dort ein Haus über den Gruften zu errichten. Nach dem Aussterben des Geschlechts bzw. der letzten Beerdigung blieb das Häuschen über dem Erbbegräbnis wohl fast unberührt.
In der Zeichnung von 1730 ist der Anbau am Turm zu erkennen.

Die Liebfrauenkirche in Neustadt am Rübenberge um 1730 (Quelle: "Die Kunstdenmale des Landes Niedersachsen", 1958)

Die Liebfrauenkirche in Neustadt am Rübenberge um 1730 (Quelle: „Die Kunstdenmale des Landes Niedersachsen“, 1958)

In einem Schreiben an das Consistorium von 1823 wird sein Alter aus 150 bis 200 Jahre geschätzt und es habe seit Menschengedenken keine Leichen mehr aufgenommen. Ferner heisst es:

Das Erbbgräbniß enthält etwa 6 Särge mit zum Theil zu Mumien getrockneten, zum Theil vermoderten Leichen. Herr von Langwerth hat als Rechtsnachfolger dies Begräbnis geerbt sich aber indessen… nie bekümmert, auch der Kirche keine Reconnition beim Antritt derselben gegeben.

Möglicher Weise ein Auszug aus der Beschreibung des Erbbegräbnisses der von Campen 1823 (Reg Arch Hann in Neustadt, Dep NRÜ I 387)

Ein Auszug aus der Beschreibung des Erbbegräbnisses der von Campen 1823 (Reg Arch Hann in Neustadt, Dep NRÜ I 387)

Bereits 1772 behindert das Häuschen eine notwendige Reparatur des Turmes. In einem Schriftwechsel von 1842 geht es um die Auflösung jenes Erbbegräbnisses. Hierin bevollmächtigt die Frau des verstorbenen Ehemanns General Majors von Kronenfeldt ihren Schwager, „den Oberst von Kronenfeldt hiermit, das zu dem genannten Gut gehörende von Campen= Langenwertsche Erbbegräbnis an der Kirche zu Neustadt zu verkaufen“. (Reg Arch Hann in Neustadt, Dep NRÜ I 387)

1842 wurde das Erbbegräbnis für 20 Thaler in Courant an die Kirche verkauft mit der Auflage, die in dem verkauften Begräbnisse noch vorhandenen Leichen auf der Stelle, wo sie sich befinden, behutsam und ordnungsgemäßig einzusenken.
Das Grabhäuschen wurde nun als Materialhaus genutzt. 1845 entschloss man sich zum Abriss des „Material- Schoppen“.

Superintendent Parisius bemerkt dazu erfreut:

(…) bemerken wir gehorsamst, das das erwähnte Grab Gewölbe und jetzige Materialhaus das auf der Straßenseite des Turms liegt, und daselbst einen unangenehmen Anfang bildet und daß sich erst jetzt da das Dach heruntergenommen ist, recht herausstellt welch ein schönes gotisches Fenster im Turme theilweise verdeckt gewesen und wie viel schöner der Anblick des Thurms werden müsse, wenn das ganze alte und unansehnliche Gebäude wegegnommen und das ganze Fenster des Thurmes wieder in Glas gesetz wird (…)

Epitaph oder Grabplatte ?

Epitaph derer von Campen - Liebfrauenkirche Neustadt am Rübenberge

Epitaph derer von Campen – Liebfrauenkirche Neustadt am Rübenberge

Epitaphe sind an der Kirchenwand aufgehängte Gedenktafeln. Sie stellen keine Grabmäler dar, da sie sich nicht über einem Grab befinden. Das Epitaph derer von Campen entspricht augenscheinlich ganz den Gepflogenheiten des Barock.
In diesem Falle mag es doch Bestandteil jenes Erbbegräbnisses gewesen sein. In seiner heute sichtbaren Form ist es aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt.

Der obere Teil des Epitaphs der von Campens an der Liebfrauenkirche - NRÜ

Der obere Teil des Epitaphs der von Campens an der Liebfrauenkirche – NRÜ

Der obere Teil des Denkmals zeigt nicht ein einfaches, sondern ein Doppelwappen: Links einen Löwen mit der Unterschrift „Der V. Campe“, rechts einen Mann mit Keule und Tasche mit der Unterschrift „D. V. Stolzenberg“. Der Stein trägt ferner die Jahreszahl 1686, also auch das Jahr des Brückenbaus als Sterbejahr des betreffenden Mitglieds der Campeschen Familie. Der Schluss, dass die Initialen „C“ und „S“ sich auf ein Ehepaar von Campen – von Stolzenberg beziehen, ist somit schlüssig.

Die untere Platte ist etwa 100 Jahre älter, etwa vom Ende des 16. Jahrhunderts (genaues Datum unbekannt), Sie ist etwa 1,70m hoch, 0,95m. breit und besteht aus Sandstein.

Im Architrav, möglicherweise den Resten eines früher benutzten Steines, sind vier Wappen, deren Beischriften bedeuten sollen: V.HOLLE / V. LENTHE / V. BARTENSLEVE / V. SALDER. Ein Zusammenhang mit denen von Campen ist ohne weiteres nicht erkennbar.

Im säulenumrahmten Feld ist der Verstorbene in Rüstung, betend vor dem Kruzifix, dargestellt.

Die schwer lesbare, beschädigte Inschriftplatte am Sockel enthält in schräg gestellten erhabenen Kapitalen die Inschrift:

HIC EGO NVNC IACEO POST FATVM MITE LUDOLPHUS / NOBILE DE CAMPO NOMEN ET OMEN HABENS / NAM VELVT IN VIRIDI FLORENTIA GRAMIN CAMPO / SOLE ORIENTE VIGENT SOLE CADENTE CADVNT / SIC VICVI SIC SVCCVBVI CITO FLORIS IMAGO EST / OMNIS HOMO ET FRAGILI MOBILIS HERBA LOCO/

Eine von mehreren Interpretationen lautet zu Deutsch etwa:

Hier ruhe ich nun nach einem sanften Geschick (Ludolphus?),Namen und Zeichen eines Edlen von Campe habend
Denn wie auf einem grünen Felde
Die blühenden Gräser mit Sonnenaufgang frisch und kräftig sind
So habe ich voller Lebenskraft gestanden
So bin ich schnell zusammen gesunken
Einer Blume Bild ist der Mensch
Und veränderlich wie ein zerbrechlich Kraut.

1772 endlich stand eine umfangreiche Reparatur des Kirchturmes an. Das Erbbegäbnis- Gebäude stand jedoch im Wege und führte laut Kostenanschlag zu Mehrkosten

(…) Weil das Adeliche von Campen Begräbniß an der Nordseite des Turmes stehet, und ohne Abnehmung deßen Tachs die Rüstung nicht anzulegen wahr hat solches diese Unkosten erwircket wie folget:
an den Tischler Mstr. Meyer wegen des von Campen begräbniß zu versetzung das Aufbrechen laut Rechnung 17 rt. 15 gl.
Ingleichen den Nagelschmit Blumen desfals vor Nagel lt. Rechnung 2 rt. 7 gl. 3 Pf.
Die tächliche Verseumniß dieses Baues denen Vor-stehern. Weil denn ein Aufseher jeder Zeit dabey nötig wahr, wollen aber nicht mehr Dieten nehmen als 10 rt.

Über 200 Jahre später, 1977 ergab sich unter Hinweis auf einen „Loccumer Vertrag“ die Notwendigkeit, verschiedene Grabmale zu ihrem Schutz in die Kirche zu versetzen. Dem kam man auch nach: mit Ausnahme des Epitaphs derer von Campen. Im Juli 2007 berichtet die Leinezeitung, dass „der wertvolle Stein des wohlhabenden Neustädter Bürgers Ludolf von Campen“ wieder restauriert und an der Wand der Liebrauenkirche befestigt worden sei.

HD, Dez. 2012

Verwendete Quellen, auch zur Lektüre empfohlen:

  • Wilhelm Winkel , 1966 Geschichte der Stadt Neustadt am Rübenberge
  • Annette von Bötticher, Klaus Fesche, 2002, 2008 Die Urkunden des Neustädter Landes, Band 1 u. 2
  • Eberhard Doll, 2003, Liebfrauenkirche in Neustadt a. Rbge
  • Leinezeitung Juli 2007
  • Dieter Barby, Kirchenchronik
  • Werner Besier, 2000, Bordenau im 16. Jahrhundert
  • Werner Besier, 1989 Bordenau Geschichte und Struktur 889 – 1989
  • Wikipedia, 2012, Geschichte KulturGut Poggenhagen
  • Klages, 1950, maschinengeschriebene Chronik
  • Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen, 1958 Kreis Neustadt am Rübenberge , Nöldeke u. a.
Aus der Leinezeitung, circa 2007

Aus der Leinezeitung, circa 2007

So erklärt der Oberstadtsekretär i. R. F Plinke die Vorgänge zwischen Erich I. und denen von Campen (Quelle: Auszug aus einem Aufsatz von Plinke in der 50- Jahr- Jubiläumsausgabe der Leinezeitung 1931 „ Aus der Geschichte der Stadt Neustadt")

So erklärt der Oberstadtsekretär i. R. F Plinke die Vorgänge zwischen Erich I. und denen von Campen (Quelle: Auszug aus einem Aufsatz von Plinke in der 50- Jahr- Jubiläumsausgabe der Leinezeitung 1931 „ Aus der Geschichte der Stadt Neustadt“)

 


 

Historische Themen rund um Neustadt:

Weitere Artikel über die Geschichte der Stadt entdecken