Am 23.7.1932 vermeldet die Leinezeitung:

Der Schienenzeppelin stattete uns gestern wieder einen Besuch ab. Auf der Strecke Poggenhagen – Nienburg und zurück wurden auch diesmal wieder Bremsversuche ausgeführt. Der Propellerwagen am kurz nach 7 Uhr morgens in Poggenhagen an, fuhr kurz vor 8 Uhr nach Nienburg und kehrte gegen 1/2 12 zurück. Bei der Rückkehr hatten sich zahlreiche Zuschauer eingefunden, die mit Interesse die Fahrt verfolgten.

Was verbirgt sich hinter dieser Meldung? Nicht der ICE, der französische TVG oder der japanische Shinkansen waren die ersten Superschnellzüge. Bereits 1929 konstruierte Franz Kruckenberg einen Eisenbahntriebwagen, dessen Antrieb aus einem am Heck befindlichen Flugzeugpropeller bestand und wegen der Ähnlichkeit mit der Antriebsgondel eines Zeppelins seinen Namen Schienenzeppelin erhielt.

Der Schienenzeppelin auf der Teststrecke Hannover -  Bremen

Der Schienenzeppelin –Foto: Landesbildstelle

Gebaut wurde das Fahrzeug im Ausbesserungswerk in Leinhausen. Bereits am 10. Mai 1931 durch brach der stromlinienförmig konstruierte Wagen erstmalig die 200 km/h Grenze und stellte am 21. Juni 1931 den Geschwindigkeitsrekord von 230,2 km/h auf, der bis 1954 nicht mehr gebrochen wurde.

Der Zug, von dem nur ein Exemplar gebaut wurde, erfuhr mehrere Veränderungen und Verbesserungen. Bei Probefahrten wurde auch die Strecke über Neustadt benutzt, sodass die Bevölkerung interessiert zusehen und staunen konnte.

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Privates Foto eines Augenzeugen in Neustadt – Schienenzeppelin auf der Durchfahrt.

In der Folge wurde der Wagen zu Werbezwecken durch das ganze Reich gefahren, wurde dann von der Reichsbahn erworben und musste doch letztlich 1939 verschrottet werden. Damit fand eine Idee ihr Ende. Wie hoch die erreichten 230 km/h zu bewerten waren, ergibt sich aus eine parallelen Meldung auch in der Leinezeitung ,wonach erstmalig ein normaler „Schienenomnibus“ eine Geschwindigkeit von 40 bis 50 km/h erreichte. Da durch den planmäßigen Einsatz des Schienenzeppelins auf dem normalen Schienennetz der normale Bahnbetrieb starke zeitliche Einschränkungen hätte hinnehmen müssen, kam er niemals zur Serienreife. Ein weiterer Grund lag in der Natur seiner Konstruktion. Durch den Propeller am Heck des Fahrzeuges konnten keine weiteren Wagons angekoppelt werden. Er war für den Massentransport nicht einsetzbar. [HD, Oktober 2007]


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