Informationen zu Öffnungszeiten der öffentliche Ämter, der Dienststellen der Stadtverwaltung, des Ordnungsamtes, Kreisverwaltungsreferates, der Zulassungsstelle oder dergleichen finden Sie hier nicht. Darüber informiert die offizielle Seite der Stadt Neustadt. Sind sie aber an der Geschichte dieses Ortes interessiert, lesen Sie hier mehr über die Stadtgründung, ihr Wachstum, den Aufbau von Verkehrswegen und mehr.

Heeresstraßen und Wasserwege sind seit alter Zeit maßgebend gewesen für die Entstehung von Siedlungen. Schon seit dem 9. Jh. sind die Menschen, die begannen, sich an den Flussufern anzusiedeln, auch Leine aufwärts gefahren.

Um die Stromschnellen bei Neustadt zu überwinden, mussten sie entweder die Schiffe entladen, umtragen und dann wieder beladen; oder man musste den ganzen Kahn mit Hilfe von Windeneinrichtung über die Felsbarre, den „Überfall“ hinweg heben.

Aber auch für den Landverkehr auf den Heerstraßen (siehe unten) waren die Stromschnellen bei Neustadt ein wichtiger Punkt. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann angenommen werden, dass sich die Leine hier seit alter Zeit in mehrere Arme teilte, Werder bildete und dadurch das Überqueren des Flusses erleichterte.

„Hier musste nämlich jene alte Verkehrstraße die Leine überschreiten, welche die karolingischen Bischofssitze Bremen und Hildesheim miteinander verband. Dieser Handelsweg, der älter ist als die an ihm liegenden Städte, ist schon im 9. Jh. mit Sicherheit im 10. Jh. nachweisbar“. (Winkel, Wilhelm. Geschichte der Stadt Neustadt a. Rbge., Hsg. Kreisgruppe Neustadt d. Heimatbund Nds., und Stadt Neustadt a. Rbge., 1966)

In dieser geographisch und geologisch interessanten Landschaft wird Neustadt laut Winkel erstmals 1215 aktenkundlich. Winkel hat hervorragend recherchiert und wir benutzen ihn hier dankbar als Quelle unserer Informationen. Eine Urkunde berichtet: Graf Bernhard von Wölpe schenkt der Kirche zu Mariensee eine Mühle in Neustadt. „Molendinum de nova civitate“ – die Stadt ist zum Zeitpunkt der Mühlenstiftung 1215 also schon existent. Wann die eigentliche Gründung der Stadt stattgefunden hat, kann nicht belegt werden. Wohl kann man aber davon ausgehen, dass an diese geologisch und geographisch interessanten Stelle bereits im ersten Jahrtausend Siedlungen existierten. Winkel nimmt an, dass die frühen Einwohner Neustadts aus Bewohner aus drei umliegenden Dörfern stammten, die in diesem Zuge untergegangen sind und existieren heute nicht mehr. Es handelte sich um folgende Wüstungen im Leinetal: Adensen und Weensen (südlich der Stadt Neustadt) und Oldendorf (nördlich der Stadt Neustadt, bei Mariensee). Noch heute weisen Flurbezeichnungen wie „Weenser Marsch“ auf die mutmaßliche Lage diese Orte hin.

Die Stadt wurde nach einem wohldurchdachten Plan erbaut: In drei deutlich von einander getrennten Teilen: Schlosssiedlung, Kirche mit Bürgersiedlung für die Geistlichkeit mit den Schulen, Bürgersiedlung. Die Bürgersiedlung war durch die Ost-Westachse von den beiden anderen Teilen getrennt.

Schon der Graf Bernhard von Wölpe legte bei Stadtgründung eine Landwehr an. (Landwehr – Erdwall, außen mit Dornen bestanden, die teils auch verflochten wurden ,zur Abwehr von Überfällen, vorgelagert ein Wallgraben, es gab vier Öffnungen – die Stadttore.). Diese Stadtbefestigung wurde dann im 16. Jh. von dem Calenberger Herzog Erich II. zu der noch in Teilen vorhandenen Bastion ausgebaut. Im 13.Jh. soll es über die Leine in Neustadt schon eine Holzbrücke gegeben haben. Es ist anzunehmen, dass es keine Leinefähre an jener Stelle gab, an welche Heute die Löwenbrücke steht, da der Fluss im Stadtkern zu flach für den Fährverkehr war. Die Bezeichnung „Fährhaus“ für das Fachwerkhaus (stadtauswärts) hinter der Löwenbrücke ist irreführend.

1689 wurde die Löwenbrücke in Stein gebaut. Mit dem Ausbau der „Kleinen Leine“, dem Mühlenbachkanal, entstand dann die noch vorhandene Schleuse um 1750. Davor gab es vor der Mühle eine „Sandschleuse“. Es herrschte in früheren Jahrhunderten reger Schiffsverkehr auf der Leine. Die Kähne (Bordinge, Flachboote) wurden getreidelt, d.h. per Manneskraft, später von Pferden gezogen. Die Schleuse war nötig, da ca. 2 m Höhenunterschied überwunden werden musste.

Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke in der Mitte des 19. Jh. war die Leineschifffahrt nicht mehr rentabel und wurde eingestellt.

Bemerkenswert: im Deistersandstein, der das geologische Fundament des Stadtkerns und des Schlosses bildet, befanden sich auch Kohleeinschlüße. Sowohl der Abbau des Deistersandsteines als auch der Kohle kann nachgewiesen werden. Es ist anzunehmen, dass Teile des zum Bau der Löwenbrücke verwendeten Sandsteines in Neustadt abgebaut wurde. Auch zum Bau der Eisenbahnline wurde wahrscheinlich in Neustadt abgebauter Deistersandsteinschotter verwendet (Winkel, siehe oben).

Ein weiterer Verkehrsweg ist die heutige Bundesstraße 6, die durch Neustadt führt und von Bremen bis Dresden verläuft. Diese Straße führte direkt durch den Stadtkern (Marktstrasse), bis dann 1962 eine Stadtumgehung gebaut wurde. In früheren Zeiten verkehrten auf der Heerstraße (heute B6) auch Postkutschen und so kam es in Neustadt im 18. Jh. zu einer offiziellen Poststation, heute als „Posthof“ bekannt. Außerhalb der Stadt waren der Dammkrug – Richtung Hannover – und der Rosenkrug – Richtung Nienburg – Stationen für Privatreisende. Hier konnten die Pferde versorgt werden und die Reisenden bewirtet werden. Der von Nienburg nach Neustadt verlaufende Teil der Straße führte durch eine dichten Wald, der an seiner Ostseite an das Tote Moor grenzte. Reisende, die aus Bremen kommend den Wald verließen und auf Neustadt blicken konnten, wähnten sich im „Himmelreich“, nachdem sie diese dunkle und vermutlich gefährliche Wegstrecke hinter sich gebracht hatten. Noch heute heißt die nördliche von Neustadt an der heutigen B6 liegende Siedlung daher „Himmelreich“.

Auch die Kurfürsten von Hannover, die in Personalunion auch Könige von England waren, reisten durch Neustadt. So kam es, dass Georg der II. im Jahr des letzten großen Brandes 1727 durch Neustadt reiste und so entsetzt von dem Ausmaß des Brandes war, – von den ca. 1200 Ackerbürgerhäusern waren nur eine handvoll übrig geblieben – dass er sich spontan an dem Wiederaufbau der Stadt beteiligte. Er spendete Geld, ließ einen Plan fertigen (Original im Britischen Museum in London, Kopie ist im Archiv in Neustadt), und nach Dringlichkeit und im Losverfahren wurden die Ackerbürgerhäuser wieder aufgebaut.

Im Zuge des Wiederaufbaus wurden die Straßen begradigt, bekamen eine bestimmte Breite und es wurden die Quergassen angelegt. So wollte man für zukünftige Zeiten Feuersbrünste dieses Umfangs verhindern. Dieses Stadtbild (Altstadt) ist bis zum heutigen Tag erhalten.

Das erste Haus, das außerhalb der Stadtbefestigung gebaut worden ist, ist das Haus des Ackerbürgers Anthon Kallmeyer, der 1711 aus dem Raum Hamlen nach Neustadt gekommen ist. Er bewohnte ursprünglich ein Haus, welches sich zwischen dem alten Rathaus und der Liebfrauenkirche befand. Hier konnte das Haus aufgrund der räumlichen Enge nicht wieder aufgebaut werden. Er zog daher freiwillig vor die Wallanlage und errichtete sein Haus am Lauentor. (Entnommen der Brandakte des Archivs in Neustadt).

Zur Zeit der Stadtbefestigung ab dem 16. Jh. standen den Ackerbürgern nur die beiden Stadttore auf der Ost-Westachse, Marktstrasse zur Verfügung. Sie hatten dadurch weite Wege zu ihren Äcker, Weiden usw. zurückzulegen. Sie konnten aus dem Lauentor in Richtung Moor oder über die Brücken, hinaus zum Leinetor um den Stadtwald zu erreichen. [AD, März 2006]


 

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