1. Anfänge
2. Eigentümer, Pächter, Verhandlungen
3. Verwaltungssachen- Von der Gutsgemeinde Grossmoor bis zur Eingemeindung.
4. Die Bewohner in GroßMoor -Lebensumstände und Schicksale im Moor
5. Über Arbeitsbedingungen – Torfarbeiter, Tarife und Baracken
6. Kriegsgefangene im 1. Weltkrieg -Arbeit im Moor
7. Zwischen den Kriegen – Baracken weichen Gebäuden mitten im Moor
8. Die Holländer -Gastarbeiter zum Torf stechen
9. 1939 bis 1945 – Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene
10. Nach dem Krieg – Grossmoor ist bis mindestens 1966 noch bewohnt
11. Das Moor brennt -Das Großfeuer vom 15. Okt. 1959- mehr als 1 Mio DM Schaden
12. Totes Moor 1960 bis heute -Ausflügler im Moor, Eintrittsgelder und Danksagungen

1937 wurde der Fa Torfverwertung Poggenmoor zugestanden, holländische Torfstecher einzustellen. Aus Devisengründen tat sich das Reich schwer mit dieser Erlaubnis; die erzielten Devisen aus Verkäufen z.B. nach Amerika waren jedoch deutlich höher als die auszuzahlenden Löhne in die Niederlande.

Die Verträge wurden mit dem Arbeitsamt Emmen abgewickelt. 1937 hatte das „An- und Abmeldeverzeichnis der holländischen Saisonarbeiter“ bereits 128 Namen , im Schnitt waren 40 Leute gleichzeitig beschäftigt. Diese fuhren etwa alle 4 Wochen nach Hause, auf Anforderung wurden die erforderlichen Busse zur Verfügung gestellt. Es kam aber häufig vor, dass einige Leute zu Hause blieben, dafür andere sich zur Verfügung stellten. Diese mussten jedoch wieder neu eingearbeitet werden. Der Betrieb beklagte daher den Schaden, der dadurch entstand, dass der Torfstecher etwa 8 bis 10 Tage eingearbeitet werden musste. Darüber hinaus fanden die holländischen Torfstecher andere Arbeitsmethoden vor, als sie aus ihrer Heimat gewohnt waren, z.B. betrug die heimische Grösse der Torfssoden 14 x15 x 40 cm, während hier 10 x 12 x 35 cm verlangt wurde, (Reg Arch TW 34)

Wo genau sie untergebracht waren, lässt sich nicht feststellen, im Ganzen genossen die Holländer im Rahmen ihrer Tätigkeit Freizügigkeit, die Kontrolle lag bei Moormeister Noske, der auch im Moor wohnte und eine strikte „Barackenordnung“ zu überwachen hatte (Reg Arch.TW 36)

Den Holländern war die Sicherstellung der richtigen Ernährung von grosser Bedeutung. Besonders die Zuteilung von Fett war ein ernsthaftes Problem, erstens waren die Holländer von Haus aus besseres Essen gewohnt, als im Reich üblich war, zum anderen erforderte die schwere Arbeit im Torf sowieso eine angemessenere Versorgung. Im Zeitraum vom 14. 4. 1939 lieferte der Schlachtermeister Hustedt aus Neustadt die benötigten Fette, z.B. ab 14.4.1939:

monatlich

  • 6 Schweine, 1fette Kuh, 256 Pf Talg
  • Für Monat Juli wurde geliefert
  • 457 Pf Rindfleisch, 654 Pf Schweinefleisch, 45 Pf Speck

Das Werk gab zum Ausdruck, dass ihm die Beschäftigung polnischer Torfarbeiter lieber gewesen wäre, als Arbeitskräfte wurden sie mehr geschätzt. So bittet die Torfverwertung Poggenmoor das Arbeitsamt Nienburg um Erlaubnis, den Torfmeister Noske an der schlesisch- polnischen Grenze etwa 10 Torfstecher anwerben zu lassen. (Reg Arch TW 34)

Die holländischen Arbeiter erfuhren nebenher auch seelsorgerische
Betreuung durch die Kirchengemeinde in Neustadt:

3. Juli 1939: Haller in einem Bericht an das Landeskirchenamt Hannover: „In unserem Neustädter Moor arbeiten etwa 100 Holländer, von denen etwa 90 evangelisch sind. Obwohl sie reformiert sind, habe ich Fühlung mit ihnen aufgenommen, auch sie zu Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen eingeladen.“ (Quelle: KA Neu)

21. August 1939: Zur geistlichen Versorgung der etwa 100 evangelischen Holländer im Neustädter großem Moor sind auf Wunsch von Superintendent Haller durch Vermittlung des ev. Ref. Landeskirchenrate in Aurich Predigten und Andachtsschriften in holländischer Sprache übersandt worden, die der Landeskirchenrat in Aurich von der Algemeenen Synode der Nederlandsche Hervormde Kerk in `s- Gravenhage angefordert und erhalten hat. Diese Schriften sind rein religiösen Inhalts und frei von jeglicher Politik. Da die holländischen Arbeiter großes Verlangen nach diesen religiösen Schriften haben und die Saison nur noch wenige Monate dauert, bittet Haller den Landrat um baldigen Bescheid, ob die Verteilung vorgenommen werden darf. (Quelle: Schreiben Haller an Landrat, KA Neu)

5. September 1939. Geheime Staatspolizei (Gestapo) Hannover an Landrat: „Gegen die Verteilung der Schriften an die dort beschäftigten Holländer bestehen staatspolizeilicherseits keine Bedenken.“ (Quelle: Schreiben Gestapo an Landrat, KA Neu)

Am 28.Sept. 1938 reisten die Holländer unvermittelt ab. Das Werk beklagt daher grossen Schaden. Über die Gründe der plötzlichen und nicht vorgesehenen Abreise können wir nur spekulieren, die politischen Umbrüche (Abkommen von München, Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei) mögen eine Rolle gespielt haben. Ein Großteil kehrte jedoch umgehend zurück, wobei das Werk auf die Wiedereinstellung bestimmter „Unruhestifter“ verzichtete.

2 Jahre später, im September 1940 allerdings beklagt das Arbeitsamt Emmen, dass den angestellten Torfstechern die Heimreise untersagt sei. Nur 8 Tage später, am 27.Sept 1940 bestätigt die „Torfverwertung Poggenmoor“ die Ablehnung durch die Staatspolizei, „wodurch es den Leuten nicht möglich [ist – Das Wort ist wurde an dieser Stelle durchgestreichen und durch war ersetzt – Anm. des Verfassers] war, in ihre Heimat zu fahren„. (Nicht die Gestapo sondern normale Polizei hatte eingegriffen; das durchgestrichene „ist“ erlaubt den Schluss, dass die Abreise dann doch errmöglicht worden war)

Wie sich diese Situation weiter entwickelt hat, bleibt im Dunkeln, Arbeitserlaubnisse für holländische Torfstecher als „ausländische Arbeiter“ wurden auch danach noch erteilt. (RegArch TW 36)

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