Großmoor 11: Großbrand – Das Moor in Neustadt am Rübenberge brennt 1959
1. Anfänge
2. Eigentümer, Pächter, Verhandlungen
3. Verwaltungssachen- Von der Gutsgemeinde Grossmoor bis zur Eingemeindung.
4. Die Bewohner in GroßMoor -Lebensumstände und Schicksale im Moor
5. Über Arbeitsbedingungen – Torfarbeiter, Tarife und Baracken
6. Kriegsgefangene im 1. Weltkrieg -Arbeit im Moor
7. Zwischen den Kriegen – Baracken weichen Gebäuden mitten im Moor
8. Die Holländer -Gastarbeiter zum Torf stechen
9. 1939 bis 1945 – Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene
10. Nach dem Krieg – Grossmoor ist bis mindestens 1966 noch bewohnt
11. Das Moor brennt -Das Großfeuer vom 15. Okt. 1959- mehr als 1 Mio DM Schaden
12. Totes Moor 1960 bis heute -Ausflügler im Moor, Eintrittsgelder und Danksagungen
Das Jahr 1959 ist durch seine langanhaltende Sommerhitze geprägt . Die Stadt Wunstorf wies im Juli 1959 vorsorglich darauf hin, dass alle männlichen Bewohner der Stadt im Alter von 18 bis 55 Jahren zur Bekämpfung und Verhütung von Wald- Moor- und Heidebränden verpflichtet seien. (LZ 13. 7.1959). Ob es eine gleichartige Verfügung für Neustadt gab, ist nicht bekannt. Oberkreisdirektor Homann vertrat später die Ansicht, dass die Heranziehung der zivilen Bevölkerung ohnehin einen unsicheren Faktor darstelle.
Noch am 3./4. Oktober 1959 meldete die Leinezeitung den seit Menschengedenken niedrigsten Wasserstand der Leine mit einem Pegelstand von nur 1,46 m. In Höhe des Leinwerks (heute Firma Solvay) ereignete sich ein selten gesehenes, besonderes Naturschauspiel : ein Fels aus den Neustädter Stromschnellen, der im Volksmund so genannte „Taternkopf“, der bislang unter der Wasseroberfläche schlummerte, wurde sichtbar. (LZ 3./ 4. Okt. 1959) Die Brandgefahr lag in der Luft.
Am 15. Oktober begann das Unheil: Das Moor brannte. Ein Großbrand – und es musste Katastrophenalarm ausgelöst werden. Die Leinezeitung berichtete über den Einsatz der Feuerwehren, auch der Bauern und der Zivilbevölkerung gegen die Feuersbrunst. Man kann sich vorstellen, wie gerade die Bewohner von GrossMoor betroffen waren. Die Barackensiedlung dürfte vom Feuer nicht verschont worden sein. Die Zeitung am Montag, den 19. Oktober mit Fotos, wie Helferinnen des Roten Kreuzes die Obdachlosen in der Bürgerhalle betreuten und verpflegten.
An diesem Montag aber kam der lang ersehnte Regen, die Bekämpfung des Brandes im Moor wurde begünstigt. Die Zeitung berichtet :
„ (…) Zum Teil kehrten die evakuierten Familien in die heilgebliebenen Wohngebäude zurück.
Zum erstem Mal seit Tagen brachte der Postzusteller Wagner wieder Briefpost in die Moorsiedlung.
(…). Für die Fahrt in die Feuerwüste war er mit einem Moped ausgerüstet, um notfalls mit Motorkraft schnell wieder verschwinden zu können . Unser Bild zeigt den Zusteller mit Frau Stelter aus der Siedlung Groß- Moor. Sie war hinausgegangen, um nach ihrer Habe zu sehen, die zurückgeblieben war, als die Frau mit einem Bett bepackt in der Stadt ein Notquartier suchte“.
Waren die Tage der Siedlung GrossMoor waren mit dem grossen Feuer gezählt ? Abgesehen von den menschlichen Schicksalen und Schäden stellte die Polizei einen Gesamtschaden in Höhe von 1.315.000 DM fest. Darin waren Gebäudeschäden von 90.000 DM enthalten.( LZ 13.11.1959)
Übrigens: Der Moorbrand wurde durch die grobe Fahrlässigkeit von fünf Angehörigen einer im Dyckerhoffschen Moor arbeitenden Gleisverlegerkolonne verursacht, die Arbeiter hatten glimmende Tabakreste fortgeworfen, obwohl sie wissen mussten, dass ein Funke genügte, um das ausgedörrte Moor in Brand zu setzen . Die Aufklärung war das Ergebnis der intensiven Ermittlungsarbeit der Polizei (LZ 9.12.1959)
Nach den Ereignissen diese Herbstes reagierte die Stadt endlich mit einem beschleunigten Wohnungsbauprogramm, sodass Wohnraum auch für die Betroffenen des Grossmoors zur Verfügung gestellt werden konnte.
Die Firma Dyckerhoff stellte bereits am 26. November 1959, vier Wochen nach dem Ende des Feuers, einen Antrag auf den Wiederaufbau von Unterkünften mit Nebengebäuden, da die bisherigen Unterkünfte durch den Moorbrand zustört seien. Diesem Vorhaben wurde wenige Tage später die Ausnahmegenehmigung erteilt. Der Torfbetrieb konnte und musste weiterlaufen.
Auch in früheren Zeiten hat es im Moor gelegentlich heftig gebrannt. So berichtet die Leinezeitung vom 21.Juli 1920: „ Am Sonnabend nachmittag zogen dann über hundert Mann aufs Moor hinaus, um den Brand einzudämmen, was nach einigen Stunden harter Arbeit gelang. Sehr viele Torffaden schwelen noch heute weiter, aber die Gefahr ist vorüber. Der entstandene Schaden beläuft sich auf mehrere tausend Mark“
Selbst in letzter Zeit, im Juni 2009 waren grosse Einsätze im Toten Moor mit bis zu 17 Ortswehren nötig, wobei kilometerweise Schläuche dafür verlegt werden mußten. Hier machte sich der Bau der Moorstrasse bezahlt, Menschen kamen wie 1959 jedoch nicht in Bedrängnis.
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