Seit über 300 Jahren, genau seit 1687 / 88, wird die Leine in Neustadt von der steinernen Löwenbrücke, auch große Leinebrücke genannt, überspannt. Sie erleichterte den wichtigen Übergang der historischen Handelsstrasse zwischen Hannover und Bremen.

Die dreibogige Massivbrücke aus Sandsteinmauerwerk ist also ein historisches Baudenkmal. Sie ist bereits einmal in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts renoviert worden. Dabei fielen die auf der obigen alten Postkarte noch erkennbaren Ausbuchtungen dem wachsendem Verkehr zum Opfer. Am 7. April 1945 wurde sie von deutschen Volkssturmmännern durch eine hinterlistige Sprengung schwer beschädigt, 28 britische Soldaten fanden dabei den Tod.

Die Große Leinebrücke in Neustadt
Historische Postkarte der Löwenbrücke (Große Leinebrücke) in Neustadt

Der bis 1962 durch Neustadt fließende überörtliche Durchgangsverkehr der B6 wird seit dem Bau der Umgehungsstrasse an der Stadt vorbeigelenkt. Der Autoverkehr über die Brücke nahm insbesondere nach dem Bau der Herzog- Erich -Allee und der neuen, zweiten Brücke über die Kleine Leine besorgniserregende Dimensionen an. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts war klar: an den alten Brückenpfeilern nagten der Zahn der Zeit, Umweltbelastungen taten ihr übriges zu Beschädigungen bei. Trotz des guten Baugrundes aus Muschelkalkstein gab es zum Beispiel Auskolkungen an den Pfeilern. An einigen Stellen waren sogar ganze Steinquader ausgespült und abgebrochen. Eine grundlegende Sanierung wurde erforderlich und beschlossen.

Über eine Voraussetzung herrschte Einigkeit: das historische Bild der Brücke mit den Halbrundbögen mußten erhalten und sichtbar bleiben. Kein einfaches Bauprojekt also. Es wurde geplant, zunächst die Strompfeiler im Unterwasserbereich mit einer Edelstahlschalung aus 5 mm dicken Edelstahlblechen einzufassen und Auskolkungen und Hohlräume unter Hochdruck zu verfüllen, um so der Brücke dauerhafte Stabilität zu geben. Alles in allem waren neben den Baufachabteilungen der Stadtverwaltung ein sehr erfahrenes Unterwasserbau- und Tauchserviceteam, ein Vermessungsbüro, ein Ingenieurbüro, ein Metallbauunternehmen, eine Strassenbaufirma sowie Spezialtiefbauunternehmen beauftragt, diese komplizierte Sanierung Hand in Hand durchzuführen. Dafür wurde unter anderem ein Arbeitsponton errichtet und verzurrt. Die Brücke wurde auf lange Zeit gesperrt, der Autoverkehr weitläufig umgeleitet. Für Fußgänger und Radfahrer wurde auf der Nordseite der Brücke eine hölzerne Behelfsbrücke errichtet.

Im Jahre 2003 wird die Leinebrücke in Neustadt komplett saniert.

Im Jahre 2003 wird die Leinebrücke in Neustadt komplett saniert.

 

Die Fahrbahn der Löwenbrücke in Neustadt während der Sanierung

Die Fahrbahn der Löwenbrücke in Neustadt während der Sanierung

Bei der Sanierung der Pfeiler und des Mauerwerks wurde peinlich darauf geachtet, daß alle Einbaumaterialien der historische Bausubstanz entsprachen und sich z. B. mit dem alten Mörtel vertrugen. Der Oberbau der Brücke wurde vollständig bis auf die Bögen abgetragen. Erst darauf wurde eine völlig neue Fahrbahnkonstruktion aufgebaut, die in den Dimensionen modernen Ansprüchen genügte. Was es früher nicht gab: breite Fahrspuren und beidseitige Geh- und Radwege waren selbstverständlich. So konnte der historische Anblick der Brücke vom Leinetal aus gesehen erhalten werden.

Die Löwenbrucke überspannt die Leine in Neustadt. So sah sie vor der Sanierung 2003 aus.

Die Löwenbrücke überspannt die Leine in Neustadt. So sieht die Brücke nun nach der Sanierung aus.

Die früheren steinernen hohen Brüstungen wurden durch offene Geländer ersetzt, die nun einen freien Blick auf die wunderbare Flussauenlandschaft ermöglichen.

Die Brücke wurde 2003 dem Verkehr übergeben, Neustadt kann sich eines gelungenen Bauwerks rühmen.

[HD,CD, Juli 2010]

Quellen:
http://www.divingservices.de/Seiten/presse.htm
Neustädter Zeitung vom 8. April 2000
Bilder: Dyck


 

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